Warten

ADVENT bedeutet WARTEN

In Berlin fallen erneut ein paar Schneeflocken  und ein eisiger Wind bläst über den S-Bahnsteig. Die Menschen um mich herum ziehen ihre Mützen tiefer ins Gesicht und blicken in den grau verhangenen Himmel. Die schweren Wolken versprechen weiteren Schnee.

Monotone Lautsprecheransagen wiederholen sich in regelmäßigen Abständen. Wer hört da schon hin, wenn es nicht seine persönlichen Befindlichkeiten betrifft?  Die Augen in den Gesichtern um mich herum blicken teilnahmslos, viel mehr sieht man ja nicht.

Und dann kommt die Durchsage: Der nächste Zug der Linie 1 fällt aus und die nachfolgenden Züge verschieben sich auf unbestimmte Zeit. Ein Raunen ist zu hören, und es kommt Bewegung in die Körper der Umstehenden.

Warten – etwas, was wir Menschen so ungern tun. Wir sind es gewohnt, unseren Tag durchzutakten, ja, minutiös zu planen, um allen Anforderungen und Vorhaben gerecht zu werden und unser SOLL zu schaffen.

Warten passt da nicht hinein, Warten bringt alles aus dem Takt, Warten ist nicht eingeplant. Und doch: sind wir nicht gerade mitten im Advent?

© Text und Foto: G. Bessen

ADVENT

A  bwarten:  Abwarten und Warten: worauf?
D  unkelheit  und Dezember
V  erzauberung oder Verdruss?
E   rwartung:  Was erwarte ich? Wen erwarte ich?
N  ähe: ein kostbares Gut mit Seltenheitswert
T   üren: Macht auf die Tür und wehret der Teilnahmslosigkeit

„Advent ist eine Zeit der Erschütterung,
in der der Mensch wach werden soll zu sich selbst.“
(Alfred Delp, (1907-1945)

Ich wünsche uns allen einen lichtvollen und friedlichen Advent.

Schreibeinladung für die Textwochen 46.47.22

Vor den adventlichen Etüden lädt Christiane noch einmal ein!

Die letzte Wortspende für die Textwochen 46/47 des Jahres 2022 stammt von Ulrike mit ihrem Blog Blaupause7. Sie lautet:

Rolle
halbherzig
belohnen

 

Gedankenverloren starrte Lena aus dem Fenster, unschlüssig, ob sie die Rolle Backpapier nutzen oder weglegen sollte. Sie war hin und hergerissen und eigentlich hasste sie Halbherzigkeiten.

Aber seit Nora in Australien war, fühlte sie sich wie amputiert. Sie gönnte ihr das Studiensemester und hatte sie tatkräftig unterstützt, das Geld dafür anzusparen. Sie selbst hatte sie oft dafür belohnt, wenn sie neben ihrem Studium und ihrem Job in der kleinen Boutique für ihre gehbehinderte und demente Großmutter Besorgungen machte oder sie in bürokratischen Angelegenheiten unterstützte.

Wäre es doch Sommer, Lena würde es leichter fallen, die Zeit alleine besser zu überstehen. Doch jetzt, so kurz vor dem Advent, tauchten all die lieb gewonnenen Rituale und Vorbereitungen für das Fest vor ihrem geistigen Auge auf.

Wie gern hatten sie beide stundenlang Plätzchen gebacken und Sterne für den Weihnachtsbaum gebastelt. Mit viel Liebe und Geschmack hatten sie die Weihnachtsgeschenke verpackt und den Baum geschmückt, voller Erwartung auf den Heiligen Abend, wenn die Familie zusammenkam.

Nun war alles anders. Heiko war aus der ehelichen Wohnung ausgezogen und versuchte einen zweiten Frühling mit einer viel jüngeren Frau und deren Kindern. Lenas Mutter war nicht mehr mobil, verfiel zunehmend körperlich und auch ihr Geist war mittlerweile von einem großen Haus in ein kleines Zimmer gezogen.Die Familie war nicht mehr zusammen und Lena fröstelte bei dem Gedanken, Weihnachten allein zu verbringen.

Plötzlich hörte sie vor ihrem Küchenfenster Singen und Lachen. Eine kleine Gruppe aus dem Seniorenwohnheim in der Nähe war mit zwei Betreuerinnen unterwegs, Gehstöcke, Rollatoren und ein Rollstuhl zogen mit. Trotz der lausigen Kälte ging es den Damen und Herren offenbar gut, ihre Augen strahlten und sie genossen die Gemeinschaft.

Lenas Halbherzigkeit verwandelte sich in eine entschiedene Entschlossenheit und schon standen alle Backzutaten auf dem Tisch und warteten darauf, verarbeitet zu werden. Sie hatte einen Plan!

300 Wörter

 

 

 

Willkommen

Willkommen

Ein Blick
ein Schritt

ehrlich
warmherzig
freundlich

ein Händedruck
ein Wort

verständnisvoll
wohlwollend
interessiert

Zuneigung
Hinwendung
Mit-Menschlichkeit

Ich habe euch
ein Beispiel
gegeben

von Mensch
zu Mensch

Thorsten Seipel, In: Pfarrbriefservice.de

Foto: G. Bessen

Ein gesegnetes
und friedvolles Weihnachtsfest
euch allen!
Habt schöne Stunden
und lasst es euch gut gehen!

 

ZUSAMMENKOMMEN

Zusammenkommen

Ein weiter Weg zwischen dir und mir,
eine lange Zeit von damals bis heute,
es scheint so schwer zu dir,
zurück zu all den Leuten.

Breche auf und gehe zurück,
zueinander finden,
Stück für Stück.

Ganz zum Schluss ist eines klar:
wir alle sind gekommen,
denn wir wollen zusammenkommen

Linus Hartmann, In: Pfarrbriefservice.de

Was bedeutet Weihnachten?

Martin stand unschlüssig mit seinem Mikrofon in der Einkaufspassage. Unzählige Menschen eilten zielstrebig in die vorweihnachtlich geschmückten Geschäfte, andere kamen mit diversen Tüten wieder heraus, voll bepackt, als würde es morgen nichts mehr zu kaufen geben. Er war seit drei Tagen Praktikant beim RBB und hatte die ehrenvolle Aufgabe, Menschen zu befragen, was sie von Weihnachten hielten.

Der eisige Dezemberwind pfiff ihm um die Nase. Er war ein wenig ratlos, denn er hatte so etwas noch nie gemacht. Aber er hatte schließlich ein gutes Abitur abgelegt, war nicht auf den Mund und noch weniger auf den Kopf gefallen und so straffte er die Schultern, ignorierte die Kälte und trat an die Tür des großen und sehr frequentierten Kaufhauses.

Ein älterer Mann mit einer Wollmütze war sein erster Ansprechpartner – so dachte Martin. „Guten Tag, darf ich Sie fragen…?“ „Nein, dürfen Sie nicht!!“ Der ältere Mann warf Martin einen wütenden Blick zu, schlug seinen Mantelkragen hoch und ging mit langen Schritten grußlos an Martin vorbei. Klappe – die Erste! Das konnte ja heiter werden!!

Eine junge hübsche Frau trat aus dem Kaufhaus und blickte sich suchend um. Martin musste sich beherrschen, um nicht völlig in ihren rehbraunen Augen zu versinken und nahm einen erneuten Anlauf. „Entschuldigen Sie bitte, darf ich Sie fragen, was Ihnen Weihnachten bedeutet?“ „Wie bitte? Ach so, ja. Moment bitte. Weihnachten? Ich freue mich auf ein paar freie Tage, die ich mit meinem Freund genießen werde. Ich bin beruflich nämlich viel unterwegs. War’s das?“ Die junge Frau hatte jemanden entdeckt, der sie offenbar abholen wollte, warf Martin ein kurzes und bezauberndes Lächeln zu und eilte davon.

Ein Pärchen, etwa in Martins Alter, kam lachend aus dem Geschäft, direkt auf Martin zu.  „Darf ich Sie etwas fragen?“ „Gerne, wenn es nicht allzu lange dauert.“ Sie schauten Martin erwartungsvoll an. „ Ich sammle Meinungen, was den Menschen Weihnachten bedeutet. Möchten Sie mir Ihre Einstellung  dazu sagen?“  „Wir fliegen jedes Jahr zu Weihnachten auf die Malediven, um diesem ganzen Geschenkewahnsinn  zu entgehen. Dafür sparen wir das ganze Jahr. Das ist für uns Weihnachten.“ Vor Martins geistigem Auge tauchten Palmen, ein Kilometer langer Sandstrand und kristallklares Wasser auf. Im nächsten Augenblick aber auch seine spartanisch eingerichtete Studentenbude und seine ewig unterernährte Geldbörse. Ein Kälteschauer riss ihn unsanft in die Realität zurück.

Wenn das so weiterginge, konnte er seinem Sender nichts Besonderes präsentieren. Martin hielt Ausschau nach weiteren Gesprächspartnern. Drei Jungen, Martin schätzte sie auf zwölf oder dreizehn Jahre, drückten sich mit großen Augen am Schaufenster die Nasen platt. Vielleicht konnten die ihm etwas erzählen. „Hey, darf ich euch mal was fragen?“ Verwundert drehten sich die Jungen zu ihm um und schauten neugierig auf sein Mikrofon. „Bald ist ja Weihnachten. Hat das für euch eine besondere Bedeutung?“

„ Weihnachten ist Weihnachten, da bekommt man Geschenke und ich möchte endlich ein Smartphone haben.“ Der Größte der drei hatte gleich das Wort übernommen. „Wieso willste das wissen?“ Der Kleinste schaute Martin herausfordernd an. „Ich mache eine Umfrage für meinen Sender und sammle Meinungen zum Weihnachtsfest. Hast du auch einen besonderen Wunsch?“ Der Kleinste senkte die Augen. „Bei uns gibt’s nichts. Meine Eltern sind Hartz IV und haben kein Geld.“ Martin schluckte. Diese Antwort verschlug auch ihm die Sprache. „Weihnachten hat ja eigentlich eine andere, christliche Bedeutung. Habt ihr davon schon mal gehört?“

„Nö, keinen Plan. Ich mach mir gar nichts daraus und bin froh, wenn das vorbei ist. Bei uns ist Weihnachten immer schrecklich. Dann ist mein Vater mal da und meine Eltern streiten sich sowieso nur. Wenn er dann wieder weg ist, heult meine Mutter nur rum. Das brauche ich echt nicht, das nervt.“ Der Mittlere hatte sich zu Wort gemeldet und erwartete offenbar weitere Fragen von Martin. Doch Martin wusste nicht, was er die drei Jungen noch fragen sollte. Er hatte mehr erfahren, als ihm lieb war. „Na, zumindest habt ihr an Weihnachten schulfrei und müsst nicht in die Schule. Danke,  Freunde, dass ihr so offen ward.“ „Kein Problem.“ Die Jungen zogen weiter. Berührungsängste hatten sie nicht, aber offenbar auch keinen weiteren Gesprächsbedarf.

Martin brauchte unbedingt etwas Heißes zu trinken, bevor ihm Finger und Füße abzufallen drohten. Er packte sein Mikrofon weg und nahm Kurs auf einen Tchibo Laden. Ein heißer Kaffee würde  ihn  wieder  auftauen  und  beleben.  Er  setzte  sich  ans Fenster neben einen Mann mittleren Alters, der sich mit geübten Fingern ein paar Zigaretten drehte. „Was willste denn wissen, Kumpel? Ich habe dich schon eine Weile beobachtet, wie du da mit deinem Mikro herumfuchtelst.“

Martin schaute sich den Mann genauer an. Seine Kleidung war heruntergekommen, seine Finger vom Nikotin gelb gefärbt und in seinem grauen Vollbart steckten ein paar Brötchenkrümel. Aber seine Augen waren hell und freundlich. „Was ich wissen will? Mein Sender will wissen, was die Leute so von Weihnachten halten, aber bisher habe ich keine brauchbare Antwort bekommen.“ „Ich fürchte, das wirst du auch nicht. Schau dich doch um! Was siehste? Geschäftskassen, die laut klingeln, Leute in Hetze und Eile, auf der Suche nach Geschenken, Tüten voller Esswaren, damit sich die liebe Familie so richtig den Wanst vollhauen kann. Was erwartest du hier in einer Einkaufspassage, in der vor Weihnachten mehr Hektik herrscht als zum Winter- oder Sommerschlussverkauf.“ Martin sah seinen Nachbarn an. Er hatte recht. „Soll ich dir auch nen heißen Kaffee mitbringen? Du siehst aus, als könntest du einen vertragen.“ „Wenn’s dein Budget verkraften kann, sage ich nicht nein.“   Martin kam mit zwei dampfenden Kaffeebechern und vier belegten Brötchenhälften zurück. Den Teller schob er in die Mitte und bedeutete seinem Nachbarn zuzugreifen. „Das ist Weihnachten“, murmelte der und genoss sichtlich sein Schinkenbrötchen mit Ei. „Wie meinst du das?“ „Ich schätze, du bist Student. Hast wahrscheinlich chronischen Geldmangel und trotzdem teilst du dir die Brötchen und den Kaffee mit einem Kerl, der dein Vater sein könnte und den du absolut nicht kennst.“ „Da magst du recht haben. Meinst du, die Menschen denken nicht an das Fest der Liebe, der Familie, des Miteinander? Das hat doch viel mit Weihnachten zu tun.“ „Wenn du dich mit deinem Mikro vor eine Kirche stellst, bekommst du mit Sicherheit ganz andere Antworten als hier. Doch, was willst du wirklich hören?“

Martin blickte seinen Nachbarn nachdenklich an. Ja, was wollte er hören? Er wollte seinem Sender einen Beitrag bieten, in dem die Menschen begeistert von Weihnachten, vielleicht auch freudig von ihren Plänen für das Fest berichteten. Doch die Realität war eine andere. Weihnachten war in jedermanns Kopf, ein durchaus nicht wegzudenkendes kalendarisches  Thema, dem sich niemand entziehen konnte, doch Hektik, Ansprüche, Fluchtgedanken, Resignation und Kapitulation, inmitten von Lichtern, Glocken und Glitzer   war das, was die Menschen beschäftigte. Und nicht das Kind in der Krippe im Stall von Bethlehem, das die Welt so nachhaltig verändert hatte. Davon spürte Martin nichts.

© G. Bessen

Second Hand

„Findest du mich hässlich?“

Das schwarze Sweatshirt mit der lauschigen Kapuze blickte unsicher um sich. „Hier bin ich“, ertönte erneut ein leises Stimmchen, fast flehentlich. Das Sweatshirt blickte zur Seite und entdeckte einen schwarz-rot gestreiften Rollkragenpullover für Damen, der aufgeregt auf seinem Bügel zappelte. „Wieso sollte ich dich hässlich finden?“, fragte das Sweatshirt verwundert. „Du bist zwar nicht ganz meine Kragenweite, aber ich finde, du siehst gut aus.“

Der schwarz-rot gestreifte Damenpullover leuchtete plötzlich  in einem dunklen Kirschrot und ließ den roten Farbton mundig aufleuchten. „Warum fragst du mich das?“ „Ich hänge schon so lange hier und niemand will mich haben.“ Auf dem Rollkragen glitzerten kleine Wassertröpfchen, als würde der schwarz-rot gestreifte  Rollkragenpullover weinen. „Bald ist Weihnachten. Die Menschen kaufen Weihnachtsgeschenke ein und bald wirst du, hübsch verpackt, unter einem Weihnachtsbaum liegen“ antwortete das schwarze Sweatshirt zuversichtlich.

„Nicht schon wieder“,  kreischte der schwarz-rote Rollkragenpullover. Seine Stimme überschlug sich fast und auf dem Schwarz des Pullovers bildeten sich hektische rote Flecken. Das Sweatshirt schaute ratlos drein. „Möchtest du darüber reden?“ „Da gibt es nicht viel zu erzählen“, hob der schwarz-rote Rollkragenpullover an. „Im letzten Jahr lag ich bei H&M im Regal der Damenoberbekleidung. Am Heiligen Abend kaufte mich jemand, nahm mich mit, schlug mich lieblos in ein Stück buntes Geschenkpapier ein und verfrachtete mich in eine dunkle Ecke unter dem Weihnachtsbaum. Bei der Bescherung am Abend wurde ich als letztes Päckchen ausgepackt…“ Der schwarz-rot gestreifte Rollkragenpullover kämpfte bereits wieder mit den Tränen und hielt einen Moment inne.

„Ja – und?“, fragte das Sweatshirt gespannt und auch ein wenig verlegen. Er hatte keine Erfahrung mit weinenden Pullovern und wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten.

„Eine etwas wohlbeleibte ältere Frau mit einer fürchterlichen grauen Haarkrause packte mich aus, sah mich geringschätzig an und fing an zu schreien. Dabei warf sie mich wütend auf ein Sofa, auf dem ein Schäferhund lag. Der schnappte nach mir,  grub seine scharfen Zähne zwischen meine feinen Maschen und ging mit mir in seine Hundehütte.“ „Wieso hat die Frau geschrieen, als sie dich ausgepackt hatte? Ich dachte immer, die Menschen würden sich über Geschenke freuen?“ „Die nicht“, setzte der schwarz-rot gestreifte Rollkragenpullover leise, aber deutlich beleidigt  hinzu. „Sie hat ihren Mann nur angeschrien, wie er dazu käme, ihr etwas Gestreiftes zu schenken. Ob sie denn aussehen solle wie ein wandelndes Fass!“ „Und dann?“ Das Sweatshirt war fassungslos und hätte den rot-schwarz gestreiften Rollkragenpullover am liebsten in seine langen Ärmel geschlossen. Der schwarz-rot  gestreifte Rollkragenpullover holte tief Luft. „Die Nacht über musste ich in der Hundehütte bleiben. Der große  Schäferhund legte sich auf mich, so dass ich kaum Luft zum Atmen bekam. Am nächsten Morgen packte mich die Frau, zog mich unter den Schäferhund hervor, der die Nacht auf mir verbracht hatte und verfrachtete mich in einen blauen Müllsack, in dem es fürchterlich stank. Ich lag ewig zwischen ausrangierten Bettlaken, mehrfach gestopften Socken und ausgefransten Baumwollhemden. Erst vor kurzem kam ich hierher, wurde gewaschen, wieder instand gesetzt – der Schäferhund hatte mir einige Blessuren verpasst – und seitdem hänge ich hier.“ Das Sweatshirt war entsetzt und hoffte inständig, dass ihm ein solches Schicksal erspart bleiben würde. Zärtlich flüsterte er dem schwarz-rot gestreiften Rollkragenpullover zu: „Warte ab, in diesem Jahr hast du sicher mehr Glück. Diesmal kauft dich jemand, dessen du würdig bist und der deine Schönheit zu schätzen weiß.“ Das tröstete den schwarz-rot gestreiften Rollkragenpullover nicht. Zerknirscht blickte er das schwarze Sweatshirt an und flüsterte ihm zu: „Am liebsten würde ich in die Altkleidersammlung gehen und von jemandem getragen werden, der mich wirklich zu schätzen weiß und meinen wahren Wert erkennt. Dem würde ich all meine Wärme schenken.“

© G.Bessen

ENTKOMMEN

Entkommen

Aufbrechen,
ausbrechen
aus Pflichten und Aufgaben,
den wirklichen und
den vermeintlichen.
Auf die Insel gehen,
getrennt werden vom Alltag.
Alleinsein dürfen und können,
loslassen
und sich selber finden,
frei von Regeln und Routine.
Sich ausstrecken nach dem Himmel
außen und innen,
sich erproben im Meer,
trägt es,
zieht es hinab in die Tiefe.
Wind und Wolken spüren,
einfach da sein
und Gott neben sich wissen.

Irmela Mies-Suermann, In: Pfarrbriefservice.de

Foto: G. Bessen