abc-etüde Textwoche 21/18

Christiane hat wieder eingeladen – DANKE für deine liebevolle Mühe!

Die Wortspende für die Textwoche 21.18 kommt von Elke H. Speidel

(transsilabia.wordpress.com),

die Illustrationen von dem werten Herrn lz., vielen Dank, Ludwig!

Die Wörter, mit denen wir herumspielen dürfen, lauten:

Maikäfer
leise
schreien.

 

Aus dem Leben eines Maikäfers

 Der Maikäfer lag auf dem Rücken, regungslos. Leon schob ihn mit einem vom Fliederbaum abgebrochenen Zweig mal nach rechts und mal nach links, als wolle er sich vergewissern, dass der Maikäfer wirklich tot war.

In seinem Inneren hörte er seine Mutter ganz leise sagen: „Gut gemacht Leon, und denke immer daran was ich dir über Insekten erzählt habe. Zecken beißen und können eine lebensbedrohliche Hirnhautentzündung hervorrufen. Wespen stechen und Hummeln beißen und wenn Mücken dich stechen, saugen sie dein Blut aus. Auch Ameisen können zubeißen und das fühlt sich nicht angenehm an.“

Er wusste, dass seine Mutter Insekten verabscheut hatte und kein Insekt vor ihr sicher war, denn sie gab erst Ruhe, wenn der Übeltäter tot war. Nun war sie selbst tot, von einer Wespe mitten in die Luftröhre gestochen und qualvoll an den Folgen erstickt.

Umso verwunderter war Leon, als er neulich in der Schule lernte, wie nützlich jedes Insekt war und er bekam Zweifel an dem, was seine Mutter ihm beigebracht hatte. Er konnte nicht sehen und hören, dass die Maikäfer um ihn herum fassungslos auf ihren toten Bruder starrten, von Schmerz erfüllt und über die grenzenlose Dummheit der Menschenkinder laut schreien wollten.

© G. Bessen