Ein Neues Jahr – ein neues Etüdenjahr bei Christiane
Für die abc.etüden, Wochen 01/02.2022: 3 Begriffe, maximal 300 Wörter. Die Wortspende stammt von Ludwig Zeidler, dem Etüdenerfinder. Sie lautet:
Hoffnungsschimmer, unverzeihlich, nähen.
Richtungswechsel
Sie stöhnte auf und griff sich mit der rechten Hand in den unteren Rücken. Wieder dieser stechende Schmerz, der sie immer häufiger überfiel. Es ging nicht mehr, wirklich nicht, doch wann endlich gestand sie sich das mit entsprechenden Konsequenzen ein?
Alle, die sich bisher den Mund fusselig geredet hatten, gaben es mittlerweile auf. So schien es jedenfalls. Der Leidensdruck war noch nicht groß genug, sich endlich Alternativen zu suchen oder wenigstens rigoros kürzerzutreten.
Gar nichts mehr zu machen, heißt ja nicht, die Hände untätig in den Schoß zu legen, die Katze auf der Schulter schnurren zu hören und im Lehnstuhl zu sitzen. Das Wort ‚Rentnerin’ kam ihr so gut wie nie über die Lippen. Das sollten andere für sich in Anspruch nehmen, sie nicht!
Das Nähen war stets ihr Lebensbegleiter gewesen, mehr als ein Hobby und die Sicherung des Lebensunterhaltes – ja, es war ihre Passion, ihre Bestimmung. Doch dabei hatten sich Fehler eingeschlichen, die für ihren Bewegungsapparat unverzeihlich geworden waren. Der Rücken krumm, Arthrose in allen Gelenken, ihr tägliches Kreuz. Sie hatte kein anderes Hobby, für das sie so brennen konnte und die Zahl ihrer wirklichen Freunde war überschaubar geworden.
Und doch strahlte ihr plötzlich ein unerwarteter Hoffnungsschimmer aus einem üppigen Blumenstrauß entgegen, den sie an ihrem 65. Geburtstag bekam. Am Stiel einer feuerrot blühenden Amaryllis hing ein Gutschein für einen Wellnessurlaub an der Ostseeküste.
Sie starrte den Hotel-Prospekt ungläubig an. Sauna, Massage, Strandspaziergänge und gutes Essen – alles, was sie sich immer mal vorgenommen, sich aber nie gegönnt hatte.
Vielleicht war das der Weg der Zukunft, einfach sich selbst wichtig zu sein und gut für sich zu sorgen. Eine neue Tür tat sich auf und sie würde hindurch gehen. Alles Weitere würde sich finden. Hintertürchen gab es schließlich nicht!
Sie hob das Glas und prostete ihren Gästen dankbar lächelnd zu.
300 Wörter
Manchmal braucht mensch Freunde, die eine Tür aufstoßen. Ist einfach so. Wie schön für sie, dass sie die hat! Wellness-Urlaub klingt guuuuut.
Ganz schön herzliche Abendgrüße, ich freue mich! 😁🐅☁️🍷🍪👍
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So ist es, liebe Christiane. Mögen wir immer wieder die richtigen Türen finden!
Auch liebe Grüße mit heißem Teegenuss!
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Hauptsache, die Tür fällt nicht wieder zu!
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Das wollen wir doch nicht hoffen!
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Solche Richtungswechsel können ganz schön richtungsweisend sein. Fein geschreiben, Anna-Lena!
Mit lieben Grüssen,
Brigitte
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Wer die Richtung wechselt, bleibt in Bewegung und Bewegung ist Leben.
Mit lieben Grüßen auch zu dir,
Anna-Lena
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Die Umstellung von dem, was man liebt, auf das, was sinnvoller wäre, kann verdammt schwierig sein.
Wundervoll, wenn da so ein feiner dezenter Hinweis, verpackt in einen bunten Blütenstrauß , ankommt, der dort hinführt, wo ein neues Beginnen liegen könnte.
Liebe Grüße von Bruni an Dich, liebe Anna-Lena
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Wir kennen ja beide diese Umstellungen, die doch nicht immer einfach sind. Immer wieder neu auf dem Weg,
herzlich,
Anna-Lena
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*seufz* und man knabbert daran, immer mal wieder…, ja
Liebe Morgengrüsse aus dickem Nebel
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Manchmal braucht es wohl so einen Anstoß von Außen. Mit einem Blumenstrauß ist das sogar noch besondets hübscher Anstoß. 😅
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Dem kann doch niemand widerstehen! Freut mich, dass du das auch so siehst 😉 .
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