Nichts wie weg! (8)

Valentina machte sich auf den Weg in ihr Hotel, um ihren Koffer und ihre Reisetasche zu packen, denn am nächsten Morgen musste sie gegen fünf Uhr los, um gegen acht Uhr ihren Flieger nach Berlin zu bekommen. Thomas flog erst am späten Nachmittag. Er hatte den gleichen Weg, aber was hatte sie das noch zu interessieren?

Nora und  Jose hatten sie beide zu einem abendlichen Abschiedsessen eingeladen. Valentina überlegte anzusagen, aber das wollte sie ihren Freunden nicht antun. Auch diesen Abend würde sie überstehen.

‚Dumme Pute’, schalt sie sich innerlich, ‚was hegst du auch völlig irrationale Hoffnungen!’ Hätte Thomas sich ernsthaft für sie interessiert, hatte er genügend Gelegenheiten gehabt, ihr das zu zeigen. Der Gedanke an Christian verursachte ihr die nächsten Bauchschmerzen. Innerlich war sie so weit von ihm entfernt, dass sie so schnell wie möglich  ein klärendes Gespräch führen musste, um das Thema aus ihrem Leben zu streichen.

Mit einem Berg ungeklärter Gefühle war sie nach Teneriffa geflogen und mit ähnlichen Gefühlen im Gepäck reiste sie wieder nach Hause.

Aber ihr Blick in den Spiegel gefiel ihr. Ihre Haut war zart gebräunt, die dunklen Augenringe waren verschwunden und sie sah frisch und erholt und somit um einige Jahre jünger  aus.  Sie fand sich plötzlich wieder attraktiv, ein Gefühl, von dem sie glaubte, es sei ihr völlig abhanden gekommen. Das konnte ihr niemand nehmen und das war das einzige Gepäckstück, das sie gern mit nach Hause nahm.

Am späten Nachmittag riss der Himmel auf und die Sonne tauchte das Meer in ein zartes Licht. Valentina hatte noch Zeit für einen letzten Spaziergang am Strand, bevor sie mit den anderen auf der hoteleigenen Dachterrasse verabredet war.

Sie hatte ihn nicht kommen hören. Als sie seine fröhliche Stimme hinter sich hörte, zuckte sie zusammen. „Bist du etwa auch auf deiner Abschiedsrunde?“ fragte Thomas und sah sie fragend an. Valentina nickte nur. Ein Kloß steckte ihr im Hals und sie hatte das Gefühl, an ihm zu ersticken.

„Dafür hast du ja morgen noch Zeit“, antwortete sie etwas spröde.

„Nein, ich habe meinen Flug umgebucht. Wir fliegen morgen zusammen nach Hause.“

Valentina blickte ihn von der Seite an, sagte aber nichts. „…zusammen nach Hause…“ – wie gut sich das anhörte. Ein wärmendes Gefühl durchzog sie.

„Ich muss schnellstens nach Hause. Meine Exfreundin Martina steckt in einer schwierigen familiären Situation und braucht dringend meine Hilfe.“

Er sah sie an, als erwarte er eine Zustimmung ihrerseits oder eine Frage, was denn los sei, doch Valentina war dazu nicht fähig. Ihre Gedanken jagten sich gegenseitig. Marty … Martina… Exfreundin… Was hatte das alles zu bedeuten? Egal, das Blatt schien sich wieder völlig gewendet zu haben und alles war wieder offen…

© G. Bessen 26/1/14

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