Lebensabschnitte (5) Haben Ordensfrauen Haare auf dem Kopf?

Haben Ordensfrauen Haare auf dem Kopf?

Eine kindlich-naive Frage, die uns in der siebten Klasse immer wieder beschäftigte. Die einzige Haut, die wir sahen, waren das Gesicht und die Hände.
Die blaue Ordenstracht fing am Kopf mit dem Schleier an. Der Schleier selbst war mit Stecknadeln an einem weißen Stirnband festgeheftet. Dass sich darunter ein weißes Mützchen befand, das hinten unter dem Haaransatz mit einer Schleife zusammengezogen wurde, erfuhren wir spätestens, als wir im Bügelzimmer die frisch gewaschenen weißen Mützchen sahen. (Liebe Uli, was mussten wir mit den Dingern eigentlich machen? Sie etwa bügeln???)
Ein weißer Kragen am Hals bildete einen Kontrast zu dem knöchellangen dunkelblauen Kleid, das anstelle eines Gürtels mit einer weißen Kordel zusammengehalten wurde. Die Kordel enthielt entsprechend den drei Gelübden auch drei Knoten.
Zum Kleid gehörte ein dunkelblaues Skapulier, das ärmellos über das Kleid geworfen wurde.

Gerüchte machten schnell die Runde, auch in verschwiegenen Klosterfluren.
Mathematik und Physik hatten wir bei Schwester E. , einer Ordensfrau, die lange an einer Universität in Chicago doziert hatte. Sie war groß und schlank und verzweifelte oft an uns. Wir befanden uns nicht in der geistigen Höhe ihrer ehemaligen Studenten oder sie vergaß einfach, den Stoff methodisch und didaktisch zu reduzieren. „Kinderrrr, seid Ihr duuumm“, wurde schon bald zu einem geflügelten Wort.
Zur ersten Stunde erschien sie in der uns bekannten Tracht und zur sechsten Stunde trauten wir unseren Augen nicht. Sie war neu eingekleidet und alles schien ein wenig zu kurz geraten. Das Kleid war deutlich kürzer, die Ärmel ebenso und die gesamte Tracht hatte eine Form, die auch eine Ordensschwester als Frau erkennen ließ.
Und was natürlich sensationell war, wir sahen Haare! Unsere offenen Augen und Münder klappten schnell wieder zu. Mit der Begründung, wir kämen nach den Ferien auch oft mit neuen Sachen ins Kloster zurück, war für sie der Fall abgetan. Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, dass viele zivile Kleidung tragen.

14 Kommentare

  1. Die Frage, ob Klosterfrauen Haare haben, hat meine Klassenkameradinnen und mich auch häufig beschäftigt. So schmiedeten wir Pläne, in den verwinkelten, und stets dunklen Gängen der Klosterschule einer unserer Lehrerinnen überfallartig den Schleier und die Haube vom Kopf zu reissen. Wir hatten aber in unseren vier Jahren Schulaufenthalt nie die Traute bzw. Gelegenheit, unsere Absichten in die Tat umzusetzen. 😉

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  2. Liebe Anna-Lena!

    NEIN, für die „Kluft“ der Schwestern waren nicht w.i.r zuständig, das durften wahrscheinlich die Postulantinnen bzw. Novizinnen alles bügeln (mangeln).
    WIR waren stets am Montag nach dem Mittagessen- in unserer wohlverdienten Freizeit, das möchte ich hier mal anmerken (!!!!)- einzig für die unzähligen Taschentücher zuständig… für das Ausschlagen, damit sie schnell(er) gemangelt werden konnten.

    GRUSS ! Uli

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  3. Ja genau! Das hatte uns auch immer enorm rätseln lassen. Haben sie jetzt Haare oder haben sie keine? Viele Jahre später war unsere Klassengemeinschaft zum Kaffeeplausch ins Kloster eingeladen (weil wir so liebe Mädle waren – höh, höh!). Nein, wir feierten, glaube ich 25 oder 30 Jahre nach Abschluss.

    Fast bin ich in Ohnmacht gefallen, weil alle Schwestern eine Tracht trugen, ähnlich deiner Beschreibung – und – man sah die Haare.

    Rätsel endlich gelöst! Nach so vielen Jahren!

    Lieben Gruß mit Schmunzler, Brigitte

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  4. Das Foto mit Deiner Deutschlehrerin hat mir gut gefallen. Es strahlt Wärme und Freundlichkeit und Vertrautheit aus. Du hast sie sicherlich gemocht.
    Ich glaube die Frage nach den Haaren hätte ich mir auch gestellt, aber nicht, ob sie welche haben. Vor allen Dingen, welche Haarfarbe, welche Frisur, welche Länge hätte mich interessiert. Du merkst, dass sie Haare haben, hätte ich einfach vorausgesetzt.
    LG
    Astrid

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    • Ja, ich mochte sie. Wir hatten lange Briefkontakt und als ich sie mit 93 noch lebend antraf, geistig völlig klar im Kopf, habe ich mich sehr gefreut. Aber mit 98 starb sie – ein langes Leben.
      Unsere Novizinnen trugen damals weiße Schleier und von der Orgelbühne, wenn der Chor sang, hatte man einen wahren „Durchblick“, was Haarfarbe und Länge betraf, zumindest bei sehr dunklen Haaren :mrgreen: .

      LG Anna-Lena

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