Die Villa am See (5)

Manfred verstand es, die Damen mit seiner charmanten Art, um den sprichwörtlichen Finger zu wickeln und hatte in Gesellschaft so vieler reizender Damen keinerlei Berührungsängste. Elfriede beobachtete ihn glücklich und konnte sich kaum noch vorstellen, dass er der Mann war, der weinend und halb verfroren vor etlichen Wochen am Grab seiner verstorbenen Frau gesessen hatte. Er hatte die Freude am Leben wieder gefunden und war, wie die Blumen in ihrem Gewächshaus  zart aufgeblüht.

Die Ankündigung, dass er und Elfriede bald nach Ägypten aufbrechen würden, machte die Damen doch sprachlos.

Nachdem Manfred sich von den Damen  verabschiedet und für den reizenden Nachmittag bedankt hatte, gab es doch reichlichen Diskussionsstoff in der Damenrunde.

Wohlgemeinte Ratschläge, mit einem Mann, den sie noch nicht so lange kennt, gleich in ein so weites Land zu fahren bis hin zu der Warnung, dass Manfred zwar ein sehr netter, gebildeter und warmherziger Mensch, aber schließlich nicht der Jüngste sei, krank oder sogar zum Pflegefall werden und sogar vor ihr sterben  könnte, schlug Elfriede lachend in den Wind.

 „Na und? Die Zeit, die wir noch haben, werden wir zusammen verbringen, egal, was kommt.“

Es war Margarete, die die Diskussion nach einer Weile energisch beendete. „Du machst das richtig, Elfriede, nimm mit, was das Leben dir noch bietet. Lange Jahre hast du deinem Paul nachgetrauert und jetzt schenkt dir das Schicksal eine zweite Chance, nutze sie.“

Eine gute Woche später brachten Herta, Margarete, Klara und Annemarie Elfriede und Manfred zum Flughafen und verabschiedeten die beiden Turteltauben.

Die Postkarten, die Elfriede von ihren Landausflügen in Ägypten  schrieb, kamen zwar erst nach ihrer Rückkehr an, aber sie waren voller Wärme und Glückseligkeit.

Elfriede und Manfred traten im Laufe der nächsten Monate Reisen in aller Herren Länder an und nach einem halben Jahr zog Elfriede zu Manfred in die große Villa. Ein Jahr später heirateten sie. 

Das Gewächshaus zur Villa am See verwaiste, denn niemand konnte so mit Pflanzen umgehen, wie Elfriede. Dafür freute sich der Blumenhändler des Ortes über seinen steigenden Umsatz. Elfriedes Zimmer wurde nicht wieder vermietet. Es blieb leer, für den Fall, dass sie eines Tages zurück käme. Doch Elfriede und Manfred, die weiterhin in regem Kontakt mit den Damen aus der Villa am See standen, überlebten alle und genossen ihre gemeinsamen Jahre in bester Gesundheit bis ins hohe Alter.

 ENDE

© Gaby Bessen 7/2012

33 Kommentare

  1. Hach, wie schön. Nun habe ich 4 und 5 hintereinander gelesen und bin sehr zufrieden mit der Entwicklung und dem Ende.
    Eine schöne sehnsuchtsvolle Geschichte fürs Herz. Die Sehnsucht nach Liebe bleibt ja immer erhalten, es hat ja beileibe nichts mit dem Alter zu tun, nur mit dem Wunsch, sich in einer gegenseitigen Liebe geborgen und gut aufgehoben zu fühlen. Du hast es wunderbar rübergebracht, liebe Anna-Lena.
    Einen lieben nächtlichen Gruß von Bruni

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  2. Ach ist das schön – so soll es sein zwischen zwei Menschen … einfach ein wunderbares Happy End.. die zwei haben’s nochmal gewagt, sich aufeinander einzulassen, und das Schicksal hat sie reichlich belohnt dafür 🙂 eine herzerwärmende und ganz wunderbare Geschichte, liebe Anna-Lena, danke dir dafür 🙂

    Ich wünsch dir einen schönen restlichen Donnerstag und schicke dir liebe Grüße,
    Ocean

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  3. Hah, jetzt konnte ich es endlich zu Ende lesen, liebe Anna-Lena. 🙂
    Wenn der Mann Zuhause ist, dann kommt man ja zu nix. Ts. 🙂

    Ja, so muss es sein, das Ende. Sehr schön. Ich liebe es, wenn es ein Happy End gibt. 🙂

    Zwei kleine Flüchtigkeitsfehler sind mir aufgefallen. Statt „uns“ sollte da wohl „und“ stehen.
    Im 2. Absatz: „… er und Elfriede…“
    Im letzten Satz: „…überlebten alle uns genossen ihre…“

    Ich schreibe es dir nur deshalb, weil ich denke, dass du froh bist, wenn dich jemand drauf aufmerksam macht. So was passiert mir nämlich auch dauernd.

    Liebe Grüße,
    Martina

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