Opa ist ein Stern

Es war bitterkalt. Der Vollmond schien hell vom wolkenlosen Himmel und um ihn herum blinkten die Sterne in die eisige Januarnacht.

Anaelle und Eleni  drückten ihre kleinen Stupsnäschen gegen die Fensterscheibe und ihr warmer Atem bildete gleich einen feinen Nebel.
„Schau mal, wie die Sterne blinken. Ich glaube, ich habe den Opa entdeckt“, flüsterte Eleni. „Ich auch,“ antwortete Anaelle.

Die Zwillinge schwiegen und schauten angestrengt in die Richtung des Sternes, der am hellsten leuchtete. Eigentlich lagen sie schon in ihren warmen Kinderbettchen und sollten längst schlafen. Doch wie so oft abends saßen sie auf der Fensterbank und waren still damit beschäftigt, ihrem Opa zu erzählen, wie es ihnen ging und wie sehr sie ihn vermissten.

Sie waren vier Jahre alt und hatten ihren Opa sehr oft krank erlebt. Oftmals mussten sie Rücksicht auf ihn nehmen, wenn es ihm nicht gut ging. Manchmal durften sie ihn nicht besuchen, da sie ihn mit Bazillen aus dem Kindergarten auf keinen Fall anstecken durften.

Aber wenn es Opa gut ging, verbrachten sie gern ihre Zeit mit ihm.

Nun war ihr Opa gestorben, denn die Krankheit war stärker gewesen als er. Er starb mitten im blumigen August. Als er im Krankenhaus lag, durften sie ihn besuchen und sich von ihm verabschieden.

Oma und Mama hatten ihnen erklärt, der Opa sei jetzt ein Stern, ein besonders heller Stern sogar, dem es jetzt gut ginge und der nun auch keine Schmerzen mehr habe. Dieser Stern brauchte ganz viel Licht, um zwei kleine Mädchen auf Schritt und Tritt zu beschützen. In seiner Gegenwart konnten sie sich sicher fühlen.

Und wenn der Himmel wolkenlos war, saßen sie am Fenster und hielten Zwiesprache mit ihm. Ihre kleinen Herzen hatten ihm so viel zu erzählen. Irgendwann würden sie verstehen, warum ihr Opa gestorben war und nun in einer anderen Welt lebte, aber alles zu seiner Zeit ….

In Erinnerung an unseren Freund Rolf  +2016

© G. Bessen

 

Der Seelenvogel

Auch meine Mutter hat heute Morgen
den Weg in die Umlaufbahn geschafft.
Möge ihre Seele den Frieden finden,
den sie sich schon lange so sehr gewünscht hat.

Werbung

23 Kommentare

  1. Es war so eine schöne Geschichte, daß der Opa nun ein besonders heller Stern ist, der die kleinen Mädchen beschützt, liebe Gaby.

    Bei Deiner Mutter wird es auch so sein, Gabylein. Sie wird Dich immer weiter begleiten, in Deinen Gedanken und Erinnerungen. Nie wird sie aus Deinen Gedanken sein. Du trägst sie in Dir!
    Ich bin traurig mit Dir und umarme Dich
    Deine Bruni

    Gefällt 1 Person

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner angegebenen Daten durch diese Webseite bzw. WordPress und Gravatar einverstanden. Weitere Informationen findest du auf meiner Datenschutzseite.

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..