Eine neue Runde für Christianes Etüden.
Meine heutige schließt sich dank der passenden Wörter inhaltlich an die letzte an.
Die Wortspende für die Textwochen 10/11 des Jahres 2022 stammt von Alice mit ihrem Blog Make a Choice Alice. Sie lautet:
Zylinder
rau
blühen
Der Traum war ausgeträumt, die Pandemie aber noch lange nicht vorbei. Neue Wellen wurden schon für den kommenden Sommer und Herbst angekündigt. Die Urlaubsträume blieben offensichtlich Träume, denn die Welt war so sehr aus den Angeln gehoben, dass es jetzt nur hieß: zupacken und mithelfen.
Er hängte seinen Zylinder an den Haken, seine Familie und sein Dienstherr mussten nun für vier Wochen ohne ihn auskommen. Im Notfall musste er ein paar Studenten als Sargträger anheuern, denn gestorben wurde weiterhin. Allerdings waren die Wege in den Tod nicht immer eben, sondern oft bitter und rau. Dem blutigen Tod und seiner grässlichen Fratze würde er bald in einer ganz neuen Dimension gegenüberstehen.
Was er bisher im Fernsehen gesehen hatte, würde ihm nun real begegnen, darauf war er gefasst. Obwohl er als Sanitäter des Deutschen Roten Kreuzes schon viel Leid und Elend erlebt hatte, war er als Kind in die Wohlstandsgesellschaft hineingeboren worden, wie die meisten von uns.
Er schaute aus dem Fenster in den Vorgarten und betrachtete staunend die Krokusse, die im Schein der Märzsonne wetteifernd blühten und mit ihren leuchtenden Farben einen unsinnigen Krieg ein paar Hundert Kilometer entfernt irreal erscheinen ließen.
Er riss sich von diesem herrlichen Anblick los und versuchte das Bild in seinem Herzen als kleines Trostpflaster mitzunehmen.
Ein letzter Blick blieb für das hergerichtete Gästezimmer. Drei Betten frisch bezogen, mit Kuscheltieren auf den Kinderbettkopfkissen, die darauf warteten, einer verzweifelten Mutter mit ihren Kindern Schutz und Hilfe zu bieten.
Es klingelte. Die Kollegen mit dem Transporter voller Hilfsgüter für die Menschen in bitterster Not erwarteten ihn. Eine Reise mit unbekanntem Ausgang, aber mit viel Hoffnung im Herzen im Sinne der Mitmenschlichkeit konnte beginnen.
Mögen seine Liebsten, die den heutigen Tag im Zoo verbrachten und so dem schweren Abschied ausweichen konnten, eine Heerschar von Schutzengeln an ihrer Seite haben.
300 Wörter
Mögen die Betten bezogen werden 🙂
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👍👍
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Je mehr Menschen sich selbst vor Ort umsehen können, desto besser. Dennoch finde ich es mutig, was er da macht, und ich wünsche ihm eine sichere Fahrt und Heimkehr.
Menschlichkeit nach vorn! 🧡👍
Herzliche Morgenkaffeegrüße und vielen Dank 😉🌤️🌼☕🍪👍
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Mut und Zuversicht gepaart mit Handlungsbereitschaft wünsche ich uns allen in diesen Tagen, jeder und jedem, wie er kann.☕Mit Kaffeegruß zurück 🙌
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Da drängt sich einem der Vergleich auf: Stahlhelm statt Zylinder.
Schlimme Zeiten.
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An so einen Vergleich möchte ich gar nicht erst denken, lieber Werner. Ich setze auf Mit-Menschlichkeit.
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Mitmenschlichkeit ist mehr gefragt denn je.
Wunderbar, was manche Menschen zu leisten bereit sind.
Lieben Gruss,
Brigitte
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Als hätte der Rest der Welt sich wieder selbst in seiner Mit-Menschlichkeit entdeckt.
Auch dir einen herzlichen Gruß,
liebe Brigitte
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Oh Mann, da musste ich wirklich schlucken. So viele geben so viel, sind sogar bereit, sich für den Frieden zu opfern oder ihr Leben zu riskieren. Danke dir sehr
Liebe Grüße
Alice
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Die Welle der Hilfsbereitschaft erinnert mich an 2015, doch sie war nicht nachhaltig. Haben wir als Menschen, als Gesellschaft, etwas gelernt? Oder ist der Krieg einfach nur näher und somit bedrohlicher für uns?
Gern, Schreiben hilft einem ja auch selbst!
Sei auch gegrüßt!
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Ich fürchte, er ist einfach näher und damit präsenter. Die Flüchtlinge strömen und sie sind nicht so fremd und fern, wie bei früheren Kriegen. Wollen wir einfach das Beste hoffen.
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