Die Wörter für die Textwochen 03/04 des Schreibjahres 2021 stiftete Ulrike mit ihrem Blog Blaupause7.
Christiane lädt alle Schreibfreudigen zu einer Kurzgeschichte mit max. 300 Wörtern ein. Sie lauten:
Lautsprecher
orange
erschüttern
Die Lautsprecher schwiegen und in der Luft lag eine Schwere, die fast schon schmerzlich war. Die Nachmittagssonne färbte den Himmel orange-rot ein und man hätte fast geglaubt, ein stiller Februartag neige sich langsam und friedlich dem Ende zu.
Doch von Frieden war keine Rede. Die Menschen waren aufgewühlt, am Ende ihrer so lange schon strapazierten Geduld und wollten sich nicht länger einkerkern lassen. Immer wieder wurden sie vertröstet, sich im Sinne des Allgemeinwohles zurückzuhalten und noch eine Weile durchzuhalten. Schließlich war das Licht am Ende des Tunnels ja zu sehen, obgleich der Weg dahin noch voller Stolpersteine lag.
Sie hatten sich zusammengeschlossen und sich deutlich Luft gemacht, diejenigen, die nun die Nase von vermeintlicher Verzögerungstaktik und Hinhaltemanövern voll hatten, und leider stießen sie bei vielen auf offene Ohren. Längst brodelnde innere Aggressionen, die sich nun verbal und körperlich Luft machten, hatten ein Chaos angerichtet, das an die Bilder eines wütenden Mob aus jüngster Vergangenheit in Washington, D.C. erinnerte.
Das, was alle täglich in den Medien vernehmen und schmerzlich sehen konnten, das, was die Verhaltensweisen weiterhin rechtfertigten, ja sogar zu einem MUSS erklärten, schien viele ebenso wenig zu erschüttern wie Millionen hungernder und bildungsferner Menschen in anderen Teilen der Welt, für die kein Licht am Tunnelende, sondern immer noch rabenschwarze Nacht zu sehen war. Denn so wie es momentan aussah, würden auch sie das Schlusslicht in der Bekämpfung der weltweit aktuellen Lage sein.
Aber andere Länder sind weit weg und der Blick über den eigenen Tellerrand ähnelt einer Hochgebirgs-Gipfelbesteigung. Hier spielt das Leben und das ist kaputtgemacht worden. ‚Holen wir uns das zurück’ – das war die Parole des Nachmittags und dafür rottete sich der Mob zusammen.
Die Polizei versorgte ihre verwundeten Kolleginnen und Kollegen und ließ viele von ihnen ins Krankenhaus bringen, in der Hoffnung auf ärztliche Kapazitäten und kompetente Hilfe.
300 Wörter
Mit dem heutigen Tag hat die Pandemie in Deutschland 50.642 Todesopfer gefordert.
Setzen wir um 16.30 Uhr ein Zeichen des Gedenkens
und stellen wir nach dem Vorschlag des Bundespräsidenten ein Licht ins Fenster.
Ja, ein weites Feld voller kontroverser Meinungen, die aufeinanderprallen und die Gesellschaft spalten. Das wird auch „nach Corona“, wann immer das sein wird, nicht besser werden, fürchte ich, ich habe den Eindruck, der Irrsinn wird immer schlimmer.
Danke dir! Bleib(t) gesund und heiter! 😀
Nachmittagskaffeegrüße … 😉
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Ich finde es wichtig, Maßnahmen zu hinterfragen und auch zu diskutieren. Ich bekomme aber einen dicken Hals, wenn der Blick bewusst nicht über den Tellerrand geht und das Gejammere auf hohem Niveau langsam bei einigen (und das trifft auch Bekannte in meinem näheren Umkreis) eine Patina ansetzt.
Deinen Eindruck teile ich, liebe Christiane. Wie hoffnungsvoll waren wir alle beim ersten Lockdown, als sich Solidarität und Empathie wie eine große Hoffnung entwickelte. Was ist davon übrig?
Gehen wir ins Jahr 2015 zurück, Stichwort: Willkommenskultur! Was ist davon noch übrig?
Bleib du auch gesund und zuversichtlich! Nelly grüßt die Fellnase 🙂 .
Liebe Grüße zu dir! Bin beim Abendtee … 🙂 .
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Mein Kerzerl steht auf dem Balkon… Die kurze Gedenkfeier am Lincoln Memorial in Washington am Dienstag fand ich gut und schön gemacht. So etwas wäre bei uns eigentlich auch schon lange fällig. Genauso wie aus Respekt vor den vielen Toten die Flaggen bundesweit auf Halbmast zu senken und Trauerflore anzubringen.
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Ja, die Gedenkfeier hat mir auch gefallen, kurz und schlicht, aber berührend.
Ich fürchte, wir werden noch mehr Trauerflore brauchen und hoffe, die Verzögerungen beim Impfstart werden bald behoben und es geht mal zügig voran.
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Sehr stark! Gefällt mir ausgesprochen gut!
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Das freut mich sehr!
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Mittlerweile glaube ich, dass die einzige Frage ist: wie oft müssen wir denn noch unsere Lektion lernen, bis wir begreifen.
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Mir scheint, die Zahl der Begriffstutzigen wächst rasant an und Beratungsresistenz ist auch weit verbreitet.
Und solange dazu jedes Land sein eigenes Süppchen kocht, Maßnahmen beschließt und doch wieder aufhebt oder abändert, scheint mir wenig Land in Sicht.
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Beeindruckend deine Worte liebe Anna-Lena… Danke dafür!
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Dein Lob freut mich, lieber Lu – danke!
Einen schneeregennassen Gruß am Morgen,
Anna-Lena
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Dein Text trifft. Würden ihn nur auch die lesen, die alles leugnen, was unbequem scheint, was sie beeinträchtigt in ihrer grölenden feierwütigen Welt, die, die nicht nachdenken wollen, sich von Tatsachen nicht beeindrucken lassen und nur an ihr eigenes kleinkariertes Ich denken…
Liebe Sonntagsgrüße von Bruni an Dich
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Wir sind alle beeinträchtigt und müssen auf vieles verzichten, wenn wir halbwegs gut aus der Sache kommen wollen. Deshalb gehen wir nicht alle auf die Barrikaden.
Mich macht so manche Uneinsichtigkeit und Sturheit einfach wütend, haben wir doch nicht schon genug Nachteile.
Einen schönen Sonntagabend auch dir, liebe Bruni!
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