Schreibeinladung für die Textwochen 45.46.20 |

Die Wörter für die Textwochen 45/46 des Schreibjahres 2020 stiftete zum ersten Mal Kain Schreiber mit seinem Blog Gedankenflut. Sie lauten:

Nachtlicht
lieblich
teilen

Mit diesen 3 Begriffen in maximal 300 Wörtern entsteht eine Etüde, zu der Christiane wieder mal eingeladen hat.

11.11.

Der Morgen brach an wie so mancher Morgen in den letzten Monaten. Es war ungewöhnlich still und der Mond begann, die letzten Schimmer seines ohnehin diffusen Nachtlichtes einzusammeln. Die Welt lag noch in tiefem Schlummer und schien keine Eile zu haben, das mit Überschwang zu ändern.

Dieser beginnende Tag war legendär und von reichem Brauchtum geschmückt. Einst ein wichtiger Markttag im Mittelalter und früher der Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit, hatte auch der heilige Martin sicher jedes Jahr seine Freude, wenn Kinder mit ihren selbst gebastelten Laternen singend durch die Straßen zogen, Pferd und Reiter mit glänzenden Augen folgten und sich auf die Martinsbrezeln und heißen Kakao freuen durften. Ganz froh war es vielen Martinsgänsen ums Herz, denn in diesem Jahr waren viele von ihnen unerwartet mit lebensrettenden Maßnahmen beschenkt worden.

Und die närrische Zeit, jedes Jahr um 11 Uhr 11 mit Getöse ausgerufen, würde sich heute wohl eher mit einem lieblichen Säuseln zufriedengeben müssen.

Alles war anders an diesem 11. November, aber musste es daher schlechter sein?

Wie immer im November rieselten die trockenen gelben Blätter von den Bäumen und legten sich in den Schoß von Mutter Natur zur winterlichen Ruhe. Der naturgegebene Verlauf des Jahres nahm auf die Menschen ohnehin keine Rücksicht.

Die dem Menschen auferlegte Stille lässt zur Ruhe kommen und darüber nachdenken, was wir eigentlich wirklich brauchen. Sind es die heroischen Taten, vielfältige Erlebnisse und lauten Spektakel, die unser Leben definieren oder können wir uns wieder darauf besinnen, fast unscheinbare Begebenheiten ins rechte Licht zu rücken, kleine Ursachen mit großer Wirkung zu erleben und das miteinander zu teilen, was unsere Welt ein wenig heller und lebenswerter macht?

Ein DANKE, ein freundliches Lächeln, eine Geste der Hilfsbereitschaft reichen oft schon aus. Nicht die großen Sprünge sind entscheidend, viele kleine Schritte machen einen Weg ebenso zum unvergesslichen Erlebnis.

300 Wörter

© G. Bessen

10 Kommentare

  1. Solange wir es teilen können und dürfen, ist alles gut. Mein Leben ist eh recht still, verglichen mit anderen. Nur die Fröhlichkeit, die oft von Märkten und Umzügen und Veranstaltungen ausgeht (nicht die Exzesse), die vermisse ich schon ein wenig …
    Menschen sind Herdentiere, und die Grenzen zu finden, ist nicht immer einfach. 🤔
    Danke dir! 😁
    Morgenkaffeegruß 😁☁️☕🥐👍

    Gefällt 2 Personen

  2. Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 47.48.20 | Wortspende von Café Weltenall | Irgendwas ist immer

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