Schreibeinladung für die Textwochen 10.11.20 | Wortspende von Corlys Lesewelt
Christiane lädt ein: 3 Wörter in einer Kurzgeschichte mit max. 300 Wörtern
Die Wörter für die Textwochen 10/11 des Schreibjahres 2020 kommen von Corly und ihrem Blog „Corlys Lesewelt„. Ihre Begriffe lauten:
Sonnenuntergang
warm
fliegen
Weggabelungen
Lukas hatte sich wie auf einem Verschiebebahnhof gefühlt. Mit dem Abitur frisch in der Tasche, hatte er akribisch genau sein ‚Gap Year’ in Australien und Neuseeland geplant, vorbereitet und dafür gespart. Ein Jahr das Leben in ‚Down Under“ zu erforschen, Land und Leute kennenzulernen, arbeiten und reisen und sich auf den Weg zur eigenen Berufsfindung zu machen, das war ein lang gehegter Traum von ihm, dem freundlichen jungen Mann aus Rostock.
Die verheerenden Buschbrände in Australien ließen erste Zweifel in ihm aufkommen, ob es sinnvoll sei, gerade jetzt nach Australien zu fliegen oder abzuwarten. Dabei hatte er solch eine Sehnsucht, dem zu milden, aber nasskalten deutschen Winter zu entfliehen und irgendwo warm und trocken an einem menschenleeren Strand zu sitzen.
Dann kam das Coronavirus und etwa zeitgleich stolperte er über eine Anzeige in einem Blättchen, das bei seiner Oma auf dem Tisch lag: Kloster auf Zeit in der Abtei Münsterschwarzach.
Was es nicht alles gibt, dachte Lukas kurz und verschwendete erst einmal keinen weiteren Gedanken daran. Er hatte, wie auch seine Eltern, mit der Kirche nie etwas zu tun gehabt, war nicht einmal getauft und doch googelte er nach ein paar Tagen intensiv, was es denn mit Münsterschwarzach so auf sich hatte.
Man lud ihn nach Münsterschwarzach ein, unverbindlich zu einem Kennenlerngespräch und Lukas fuhr hin. Die Gegend um Würzburg war ihm bisher vollkommen unbekannt und als er nach einem Schnupperwochenende in seine Hansestadt zurückkam, war er erfüllt von neuen Eindrücken.
Das lag nun zwei Wochen zurück.
Heute war er im Kloster angekommen, bereit für das dreimonatige Abenteuer ‚ora et labora’. Er hatte seinen Koffer ausgepackt, öffnete das Fenster seines spartanisch eingerichteten Zimmers, zog die milde Frühlingsluft tief in seine Lungen und genoss den Sonnenuntergang.
Australien konnte warten. Menschen mit ungewöhnlichen Lebensformen konnte er quasi vor der Haustür finden und kennenlernen.
300 Wörter
* Gap Year – ein Lückenjahr zwischen Abitur und Berufseinstieg
Bin sehr gespannt auf Deinen Bericht nach der 3-monatigen Einkehr!
Ist sicherlich eine außergewöhnliche Chance, die Menschen hinter der Idee kennen zu lernen!
LikenGefällt 1 Person
Ich bin aber nicht Lukas 😆 .
Kloster auf Zeit oder Klosterurlaube kommen immer mehr in Mode in unserer turbulenten und schnelllebigen Zeit. Das kann einen Rehaaufenthalt ersetzen.
LikenLiken
Manche mussten erst einmal halb um den Erdenball herum, um genau das zu erkennen.
Liebe Grüße
Ulli
LikenGefällt 2 Personen
Stimmt, liebe Ulli.
Trotzdem gönne ich jedem jungen Menschen so ein Jahr ins Ausland zu gehen um den eigenen Horizont zu erweitern. Mittlerweile gibt es soviele Möglichkeiten, sich auch sozial und sinn-voll einzusetzen. Ich konnte das damals und auch während des Studiums nicht.
Auch dir liebe Grüße!
LikenGefällt 1 Person
Ja, das ist wahr. Abenteuer gibt es auch vor unserer Haustür, dazu muss man nicht ans Ende der Welt. Ein ungewöhnlicher junger Mann, dein Protagonist. Mir gefällt, dass und wie er einsteigt, denn selbstverständlich ist das nicht (sollte es aber sein).
Wie schade, dass man ihn nicht in drei Monaten fragen kann, wie es ihm gefallen und was es ihm gebracht hat.
Liebe Grüße
Christiane 😀😺🍷👍
LikenGefällt 1 Person
Nun, diese Möglichkeit des ‚Klosters auf Zeit‘ ist ja nicht neu und so manche Erfahrungsberichte darüber sind spannend zu lesen.
Und was die Erfarungen betrifft, mal sehen, wie die Würfel künftiger Wörter fallen 🙂 .
Eine gute Nacht dir und dem Fellträger 😉 .
LikenGefällt 1 Person
Toll, wie Du ihn seinen Weg finden läßt, liebe Anna-Lena!
Auch so kann ein Finden sein.
Der Sohn einer Freundin reiste nach seinem vollendeten BWL-Studium durch Australien, Neuseeland , lernte Land und Leute kennen, arbeitete u. a. auch auf Obstplantagen und nach einer Zeit im Kloster begann er dann über Umwege doch wieder, betriebswirtschaftlich zu arbeiten und ist nun seit ca. drei Jahren in Leipzig gelandet, wo er sich sehr wohl fühlt, seine Freundin fand und ich denke, dort wird er nun auch bleiben.
Ganz herzlich, Bruni, schon wieder müde vom Tag
LikenGefällt 2 Personen
Australien muss für junge Leute eine unglaubliche Faszination haben, denn ich hatte einige Schüler, die nach dem Abi auch dorthin gegangen sind.
Ja, der eigene Lebensweg kann manchmal verschlungen sein. Auch meiner hatte gern irgendwelche Umwege dabei und für jeden bin ich dankbar, hat er mich doch an Lebenserfahrungen bereichert.
Eine gute Nacht dir,
Anna-Lena
LikenGefällt 2 Personen
Meiner war viel zu gerade, bis er dann viel zu spät noch Umwege brauchte, damit ich mich selbst nochmal neu finden konnte…
LikenLiken
Das Leben geht manchmal denkwürdige Wege. Hauptsache, wir fliegen nicht aus der Spur! 😉
LikenLiken
Sehr ungewöhnlich, diese Entscheidung des jungen Mannes.
Respekt. Und dir ein Lob für die Geschichte.
Lieben Gruss,
Brigitte
LikenGefällt 1 Person
Ungewöhnlich auf jeden Fall,liebe Brigitte, aber auch vielleicht ein Denkanstoß für andere.
Auch dir liebe Grüße,
Anna-Lena
LikenLiken
Manchmal ist, das was man sucht viel näher als man denkt. Meistens liegt es bereits in einem selbst. Eine schöne Geschichte mit toller Botschaft.
LikenGefällt 1 Person
Herzlichen Dank, dein Lob freut mich sehr 🙂 .
LikenGefällt 1 Person
Schon wieder diese magische Zahl! Was braut sich da vor dem Sonnenuntergang zusammen? Geht es da etwa gar um die verschwundenen Klopapierrollen, die besonders flauschig und warm waren und bei der Kundschaft so gut angekommen sind? Warum wollte das Kaufhauspersonal ausgerechent heut, mit diesen riesigen Koffern und Taschen gen Süden fliegen? Und nun dieser Code bei WP! Vermutlich lässt sich der Treffpunkt der Klopapierrollen-GmbH aus diesen geheimnisvollen Schlüsselwörtern eruieren. Melde mich, wenn ich mehr weiß, denn ich bleibe dran – aber so was von dran …
LikenGefällt 1 Person
Du machst deinem Namen UNDERCOVER mal wieder alle Ehre …
LikenGefällt 1 Person
Eine schöne Geschichte. Ich kenne diese Abtei ganz gut, weil ich schon zu Seminaren dort war. Ich mag die Atmosphäre dort sehr.
LikenGefällt 1 Person
Dann hast du sicher auch Anselm Grün kennengelernt? Er ist ein faszinierender Mensch und Autor.
Liebe Grüße und bleib gesund, liebe Beate!!!
Herzliche Grüße,
Anna-Lena
LikenLiken
Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 12.13.20 | Wortspende von Elke H. Speidel | Irgendwas ist immer