Schreibeinladung für die Textwochen 08.09.20 | Wortspende von BerlinAutor
Die Wörter für die Textwochen 08/09 des Schreibjahres 2020 kommen von René, der mit seinen meist auf Berlin bezogenen Etüden jetzt auf seinen neuen Zweitblog „BerlinAutor“ umgezogen ist. Seine Begriffe lauten:
Schabernack
breit
erheben
Weiberfastnacht
Er hielt seinen, in akribischer Feinheit, durchdachten Plan für genial und hatte Wochen damit verbracht, sich sein Kostüm zusammenzustellen. Nun schaute er zufrieden auf sein Werk und war sicher, dass ihn niemand erkennen würde.
Als er Wind davon bekommen hatte, dass seine Kollegin Nikki ihren 50. Geburtstag am Tag der Weiberfastnacht nachfeiern würde, sprang sein Kopfkino an.
Breit grinsend und bestens ausgerüstet für seinen Schabernack, zog er sich an und schminkte sich sorgfältig. Das Taxi kam und brachte ihn in einen Teil des Prenzlauer Berges, den er absolut nicht kannte. Seine auf nicht legalem Weg erworbene Eintrittskarte wurde anstandslos am Eingang eingerissen, und so verschaffte er sich Zugang zu einer bunten und fröhlichen Welt, die nach einem feuchtfröhlichen Abendspaß nahezu schrie.
Schrille Gestalten, verkleidet von Kopf bis Fuß belagerten gierig das kunstvoll angerichtete Buffet oder schmiegten die Körper auf der Tanzfläche eng aneinander.
Es war nicht auszumachen, wer Weiblein oder Männlein war. Er hatte aus sicherer Quelle erfahren, dass dieses Fest eine reine Frauenparty sein sollte. Das war der Reiz, der ihn antrieb, sich hier hinein zu mogeln. Und er genoss. Die Stimmung war so gut, dass er nicht ausschloss, mit zunehmend später Stunde könnte die eine oder andere Hülle sogar fallen. Er tanzte ausgelassen, und die Lautstärke der Musik kam ihm zu Hilfe, keine große Konversation machen zu müssen, die ihn als Mann vielleicht verraten hätte.
Doch dann verschwamm alles vor seinen Augen, die Musik wurde leiser, bis er nur noch ein Rauschen vernahm. Er versuchte, sich zu erheben, torkelte und stürzte. Ein Schwall kaltes Wasser brachte ihn zur Besinnung. Er erstarrte. Er lag auf einem breiten Bett, splitternackt, an Händen und Füßen mit Handschellen gefesselt. Über ihn beugten sich bunte Masken und ein schallendes Gelächter umfing ihn.
„Böser Junge muss büßen“, erkannte er Nikkis Stimme verführerisch flüsternd an seinem Ohr.
300 Wörter
Huch? Carne vale, das Fleisch lebe! So kehrt sich der Spieß um und aus Schabernack wird Ernst … oder doch nicht? Hmmmm. Auf jeden Fall ließe sich da einiges weiterspinnen. 😉
Liebe Grüße, schönen Abend dir noch
Christiane 😀
LikeGefällt 3 Personen
Du weißt doch, sind sie erst mal losgelassen … 🙂 . Ja, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt und ein wenig schadenfroh darf Frau auch sein, oder? 😆
Auch dir einen nicht zu stürmischen Abend und liebe Grüße,
Anna-Lena
LikeGefällt 3 Personen
Hui hui, mit diesem Ausgang hätte ich nicht gerechnet, aber „Er“ ganz sicher auch nicht. :-0
LikeGefällt 4 Personen
Du weißt ja, der Karneval hat ganz andere Gesetzmäßigkeiten. Wenn die Narren erst einmal los sind … 😆 .
LikeGefällt 1 Person
Irgendwo hört der spass auf, haha.
LikeGefällt 2 Personen
Eine feine Überraschung!
LikeGefällt 2 Personen
Ja, der hat absolut seine eigenen Gesetze. Bestimmt nicht nur in Köln, sondern offensichtlich auch im Prenzl Berg.
Coole Idee 🙂
VG,
René – BerlinAutor
LikeGefällt 1 Person
Eigene Gesetze ergeben sich auch oft durch den Einfluss von Alkohol, wie auch beim Oktoberfest in München …
Trotz meiner NRW-Abstammung bin ich vom Karnevalsgen absolut nicht infiziert 🙂 .
Liebe Grüße in die Hauptstadt!
LikeGefällt 1 Person
Ich habe mir die ganze Sache einmal angeschaut. Einmal in Mainz und einmal im Köln. Das hat dann aber auch als Erfahrung gereicht 🙂
LikeGefällt 1 Person
Wie gut ich dich verstehe … 🙂 .
LikeGefällt 1 Person
🙂
LikeGefällt 1 Person
Verdrehte Rollen. Ich finde sowas ja gruselig und weniger scherzhaft. Irgendwie stimmt einen das etwas nachdenklich.
LikeGefällt 1 Person
Krass!!!
LikeGefällt 2 Personen
Rache ist so süß, gell? Aber verdient hat er es, sich da so einzuschleichen! Sehr schönes Szenario!
LikeGefällt 1 Person
Freut mich, dass du auch ein wenig Schadenfreude mit mir teilst 🙂 .
LikeGefällt 1 Person
oh, oh, dieser Schuß ging ja gründlich nach hinten los
und er wollte sich doch nur amüsieren und ein bissel unter die Röcke gucken…
Nun liegt er da, dem Weibergelächter preisgegeben und wünscht sich sicher, er hätte sich diesen *Spaß* nie erlaubt.
Da hattest Du ja eine total bizarre verrückte Weiberfasnachts-Idee, liebe Anna-Lena 🙂
LikeGefällt 1 Person
Du hast die Situation messerscharf analysiert, meine liebe Bruni und ich freue mich, dass du es auch etwas humorvoll siehst.
Obwohl eher eine Karnevalsmuffeline, geht einem doch die Fantasie durch, wenn die Narren erst mal los sind 😆 .
Liebe Grüße und Helau! 😉
LikeGefällt 1 Person
Eine tolle Idee von Dir und ich glaube, solche Sachen passieren tatsächlich, liebe Anna-Lena
Ganz herzelich, Bruni am Abend, nach einem Tag, der wie ein Blitz verflogen ist 🙂
LikeGefällt 1 Person
Davon bin ich auch überzeugt *schmunzel* .
Hab eine gute Nacht 🙂 .
LikeGefällt 1 Person
Gelle, das kann so ein Tag, nicht immer, aber manchmal schon 😊❣
LikeGefällt 1 Person
Ha, das nahm ein unerwartetes Ende, nicht das Auffliegen aber die Retourkutsche. Eine herrliche Geschichte!
LikeGefällt 1 Person
Danke, liebe Priska, das freut mich 😉 !
LikeLike
Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 10.11.20 | Wortspende von Corlys Lesewelt | Irgendwas ist immer