Die Wörter für die Textwochen 21/22 des Schreibjahres 2019 kommen vom Team dergl und ihrem Blog Die Tintenkleckse sehen aus wie Vögel.
Malkasten
gleitend
torpedieren
Aus der Schulzeit geplaudert
Ich hatte sicher schon mal erzählt, dass ich als Kind eher ein Junge als ein Mädchen war und mich Garagendächer und Bäume mehr zum Klettern reizten, als artig und still zu sein. Meine handwerklichen Fähig- und Fertigkeiten in Fächern wie Handarbeit und Zeichnen hielten sich in Grenzen und so hatte ich oft andere Dinge im Sinn, wenn unsere Zeichenlehrerin uns mit Pinseln, Malkästen und Aufträgen für die jeweilige Zeichenstunde torpedierte. Manchmal erntete ich für meine ‚anderen Dinge’ einen Tadel. War es doch spannender, Farben aus dem Malkasten in anderen Gesichtern als auf dem Papier zu verteilen.
Die Zeichenlehrerin war ein konservatives älteres ‚Fräulein’ mit wasserstoffblondem, dauergewelltem Haar und einer Nickelbrille vor den eisblauen, kalten Augen, die ihrem Gesicht ein typisches Lehrerinnenerscheinungsbild gab.
Wir hatten keine Angst vor ihr, doch wir fürchteten sie. Die Notengebung war für uns damals oft alles andere als einsichtig und jeder Widerspruch zwecklos. Und wir waren nicht die Schülergeneration, die Mama und Papa für jeden Furz in die Schule schickte. Im Gegenteil, wir hielten unsere Schandtaten möglichst geheim und hofften und beteten, dass es nichts gab, was eine elterliche Unterschrift, einen Anruf oder gar einen Brief nach sich zog.
Die Zeichenlehrerin war die enge Verbündete der Turnlehrerin, die ihrerseits auch Handarbeit in Form von Stricken und Nähen an der Nähmaschine unterrichtete, und war man bei einer durch, hatte man bei der anderen auch nichts mehr zu lachen. Anstelle von gleitenden Übungen wie beim Yoga wurden wir zu dem dumpfen Rhythmus von Tamburin mit Holzschlägel quer durch die Turnhalle gejagt, bis uns die Zunge aus dem Hals hing. Das schien der zuschauenden Turnlehrerin enormen Spaß zu machen.
Die Dritte im Bund war die Biolehrerin und die drei erinnerten mich später oft an die ‚Drei Damen vom Grill’, mit der Ausnahme, dass Grillwürstchen nicht zukunftbestimmend sind, Zeugnisnoten schon.
300 Wörter
Ui, das scheint mir ein ungeliebtes Trio gewesen zu sein. Auf solche Erinnerungen würde man gerne verzichten.
Zum Glück haben sie dir nicht endgültig die Freude am Unterrichten genommen.
Lieben Sonntagsgruss,
Brigitte
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Ich glaube, sie waren mit eine Motivation, selbst diesen Beruf zu ergreifen, um anders zu agieren
.
Liebe Grüße zum Wochenbeginn,
Anna-Lena
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Liebe Anna-Lena, an die Willkür bei den Notengebungen erinnere ich mich auch, wenn auch ungern, hier spielten Sympathien und Antipathien eine große Rolle, weniger das Können bzw. Nichtkönnen.
Dir einen schönen Sonntag,
herzlichst, Ulli
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Wo Menschen sind, spielt die Chemie eine große Rolle und in der Schule kommen noch Machtstrukturen dazu, die zu solchen unglückseligen Verhältnissen führen können.
Vielleicht habe ich deshalb selbst diesen Beruf ergriffen, um anders zu sein.
Eine gute Woche für dich und liebe Grüße
Anna-Lena
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Toller Text, bei dem mich manches an meine Schulzeit erinnerte – gerade das, dass man nicht für jeden Pups Muttern und Vattern schickte….. aber die drei Damen klingen ja auch gruselig 😚
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Die waren so gruselig, dass sie heute noch gelegentlich durch meine Träume geistern …
!
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Drei Damen vom Grill, ach, du erinnerst mich da an was. Ja, solch infernalische Trios (oder Duos) gibt es häufiger. 😉
Liebe Grüße
Christiane
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Leider ja, liebe Christiane, damals wie heute.
Einen lieben Gruß aus dem grauen Montag,
Anna-Lena
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Ja, Schandtaten vor den Eltern verstecken oder geheim halten: das kenne ich auch nur zu gut! Aber im Nachhinein weiß ich nicht, ob uns all das geschadet hat. Ich denke: eher nicht.
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Es ist doch trotzdem etwas aus uns geworden, lieber Werner 😆 .
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Wenn Du das sagst!
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*lach*, Du warst ein wildes Mädchen, liebe Anna-Lena, und wilde bzw. Mädchen, die anders sind, sind störend und Störendes wird *ausgemerzt*, mit Noten, hämischem Grinsen und anderem hinterlistigem Tun. Wenn sich dann noch drei Gleichgesinnte zusammentun, wird es schwierig.
Bei mir war es nur die Mathelehrerin mit den fettigen Haaren 🙂 , aber an der Deutschlehrerin biß sie sich die Zähne aus. Das war Glück!
Ganz herzelich, Bruni am Montagmorgen
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Ja, so war das wohl früher und ist es sicher heute auch noch, wenn die Chemie absolut nicht stimmt.
Herzliche Grüße auch zu dir und eine gute Woche für dich, liebe Bruni-Freundin,
Anna-Lena
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Eine so richtig gute Woche, die wünsche ich dir auch!
Dem ehemals wilden Mädchen 🌞
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Das sind keine schöne Erinnerungen…. als Kind fühlt man sich so ausgeliefert.
Liebe Grüße. Priska
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Ja, liebe Priska und ungerecht behandelt. Nebenbei, waren diese Lehrerinnen in meinen Augen die absoluten Spaßbremsen
!
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwochen 23.24.19 | Wortspende von Werner Kastens | Irgendwas ist immer
Klingt nach den drei Hexen aus MacBeth. 😉 So Lehrern bin ich auch über den Weg gelaufen. Ich frage mich immer, ob die nicht verstehen, dass sie dafür verantwortlich sind, wenn Schüler keine Lust mehr auf ihre Fächer haben.
Grüße, Katharina
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„drei Hexen aus MacBeth“
Herrlich, diese Vorstellung gefällt mir und passt auch!
Ja, die Lust am Lernen steht und fällt oft mit den Lehrkörpern.
Lieben Gruß
Anna-Lena
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Oje, das liest sich heute zwar mit einem Schmunzeln, aber damals war das sicher nicht lustig. Diese Damen haben wohl ihren Beruf verfehlt.
Vielleicht ist das ja ein Grund, warum Du selbst Lehrerin geworden bist – eben um es anders zu machen 😉
LG Susanne
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Da ist viel Wahres dran, liebe Susanne 🙂 .
Liebe Sonntagsgrüße zu dir,
Anna-Lena
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