Schreibeinladung für die Textwoche 49.50.18 | Wortspende von Elke H. Speidel
Die neuen Wörter für die Textwochen 49 und 50 des Schreibjahres 2018 stiftete Elke H. Speidel von Transworte auf Litera-Tour. Sie lauten:
Winterbaum
nasskalt
nachtrauern
Carla (3)
Die Strapazen der Chemotherapie hinterließen bei Carla kaum Spuren, außer, dass ihr die Haare sehr schnell ausgegangen waren. Aber mit einer Perücke und bunten Kopftüchern ließ sich die Zeit gut überbrücken. Sie fühlte sich manchmal sehr müde nach der Behandlung, aber hätte sie selbst nicht gewusst, dass sie todkrank war, hätte man ihr das nicht geglaubt.
Als der Tag der Voruntersuchung zur Operation anbrach, standen die Zeichen in jeglicher Hinsicht auf Sturm. Die Frühlingssonne hatte längst die jungen Triebe und Knospen aus der Erde gelockt und die zartgrünen Blätter an den Bäumen wollten sich schon etwas vorwitzig öffnen, da fegte ein nasskalter Schneesturm durch die Stadt und riss mit sich, was sich ihm in den Weg stellte.
Carla stand am Fenster ihres Wohnzimmers und betrachtete stirnrunzelnd ihren Ginkgobaum, der sich vom Winterbaum in ein Frühlingsbäumchen verwandelt hatte und sich dem Schneesturm vehement widersetzte.
„Gut so“, sagte Carla halblaut, „lass dich nicht umpusten, ich tue das auch nicht“. Würde der Sturm ihn entwurzeln und fortwehen, würde sie ihm nachtrauern, denn er war für sie ein Symbol der Standhaftigkeit, des Verwurzeltsein, ja, ein gewisser Halt in dieser schweren Zeit geworden.
Die Voruntersuchung gab Anlass zur Hoffnung und aus lauter Freude, dass der Zellherd sich verkleinert hatte, gingen Carla und Heiner nach der Besprechung mit der Ärztin feudal essen.
Carla hatte Glück gehabt. Sie wurde erfolgreich operiert und bestrahlt. Ihren 60. Geburtstag feierte sie nach der Reha ausgelassene mitten im Hochsommer in ihrem Garten nach, mit all den Menschen, die ihr in dieser schweren Zeit treu geblieben waren. Auch das war eine Erkenntnis in dieser Phase: Wahre Freundschaft behauptet sich in der Krise.
Und mit 60 muss man seine kostbare Lebenszeit nicht mehr zwingend mit Arbeit verbringen, wenn man den tollsten Mann an der Seite hat, selbst, wenn man von ihm geschieden ist.
ENDE
300 Wörter
© G. Bessen
Es kann ja auch gut ausgehen.
Wenn der Schock und die Angst nicht so furchtbar wären, wenn die Diagnose kommt.
Auf jeden Fall hinterlässt mich das Ende der Geschichte sehr versöhnt.
Liebe Grüße
Christiane 😀
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Manchmal setzt so ein Schock auch ungeahnte Kräfte frei, die zur Heilung lebensnotwendig sind.
Hoffen wir, dass ‚Carla‘ gesund bleibt.
Heute hat ’sie‘ mir erzählt, sie habe Plätzchen gebacken, was sonst kurz vor Weihnachten wegen ihres Jobs gar nicht möglich war …
Liebe Grüße auch zu dir! Ich bin fast wie neu, was die Bazillen betrifft und hoffe, dass es dir auch besser geht,
Anna-Lena
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Wunderbar!
Ich bin auch wieder weitgehend okay, aber ich traue dem Frieden nicht. Wenn ich dies Wochenende Weihnachtsmärkte und Kirche unbeschadet überstehe, dann habe ich es wohl geschafft.
Liebe Grüße
Christiane
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Ich habe heute einen vorsichtigen Sauntag ausgetestet und auch das ging ganz gut. Nun freue ich mich aber auch aufs Bett und schicke dir einen Gute-Nacht-Gruß mit Daumendrückchen für all deine Vorhaben …
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mir geht die Geschichte nah, weil sie eine liebe etwas jüngere Person haargenau beschreibt und ich ihr denselben guten Ausgang wünsche.
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Der Krankheitsverlauf ist genau der einer lieben Freundin, die ihre Reha erst im November beendet hat und ich halte auch deiner Erkrankten die Daumen, dass es einen guten Ausgang nimmt ❤ .
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Ich freue mich für Carla!
Liebe Grüße
Ulli
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Ich freue mich mit, liebe Ulli. Auch dir liebe Grüße!
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schööön! Endlich mal wieder eine Krebserkrankung, die nicht in einer unausweichlichen Niederlage endet, liebe Anna-Lena
und dann auch noch jemand an seiner Seite zu haben, der nicht schon frühzeitig die Flucht ergriffen hat, wie gut zu lesen.
Liebe Grüße in die Nacht von Bruni
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Ja, es gibt sie, die kleinen und großen Wunder. Freuen wir uns mit 🙂 .
Hab auch eine gute Nacht, du Liebe!
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Hach ist das schön – so ein richtiges Happy-End!
Lieben Gruss ins schneeüberzuckerte Heute,
Brigitte
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Ja, jedes Happy-End ist ein Grund zur Freude, besonders dann, wenn eine Krankheit überstanden ist.
Auch dir einen herzlichen Gruß in den Freitag,
Anna-Lena
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Ein Happy End nach einer schweren Zeit. Sie hat Glück gehabt und scheint ihr Glück zu genießen… Liebe Grüße. Priska
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Möge das Glück auf ihrer Seite bleiben.
Liebe Grüße
Anna-Lena
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwoche 51.52.18 | Wortspende von dergl | Irgendwas ist immer
Eine sehr schöne Geschichte, und vor allem der Satz „Und mit 60 muss man seine kostbare Lebenszeit nicht mehr zwingend mit Arbeit verbringen“ gefällt mir.
Liebe Grüße
Agnes
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Da sprechen wir beide ja aus Erfahrung, nicht wahr 😆 ?
Liebe Grüße auch zu dir,
Anna-Lena
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Wie schön ein Happy End nach all dieser schweren Zeit. Sehr schön geschrieben.
LG Susanne
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Carlas Schicksal ist das einer guten Freundin. Möge sie gesund bleiben und den Kampf dauerhaft gewonnen haben.
Herzliche Grüße zum Heiligabend,
Anna-Lena
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