Das Loch, in das Peter gefallen war, schien ihm sehr tief. Um ihn herum waren die Wände rabenschwarz und wenn er glaubte, irgendwo einen Haltepunkt gefunden zu haben, an dem er sich hochhangeln konnte, passierte es immer wieder, dass er abrutschte und von vorne beginnen musste.
Doch er war bereit, sich helfen zu lassen. Seitdem er Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ gelesen hatte, war er ganz hin und weg von dessen Erfahrungen und bereitete sich auf eine andere Art des Verreisens vor, als er es bisher gewohnt war.
Peter hatte die Welt gesehen und war stets von einem mondänen Hotel ins nächste gezogen, hatte seine verlässlichen Pfründe – er hatte immer wieder Glück an der Börse gehabt – gut in die Welt gestreut, aber Erfüllung hatte er, wenn er ehrlich zu sich selbst war, nicht gefunden.
Sobald Bodo grünes Licht gegeben hatte, zog Peter mit Rucksack und derben Schuhen los. Er lebte schon so lange in Berlin, doch das Land Brandenburg war ihm fremd. Daher hatte ihn der Jakobsweg von Berlin über Wilsnack bis Tangermünde mit etwa zweihundert Kilometern gleich angesprochen, ihn, der religionslos und völlig ungeübt im Ausdauersport war.
Nach zwei Tagen, mit ersten Blasen an den Füßen, erreichte er das Storchendorf Linum und das große Rhinluch, das noch von den Leuten des „Alten Fritz“ entwässert wurde und gerade zu dieser Jahreszeit von Tausenden von Kranichen auf Nahrungssuche wimmelte, bevor sie in wärmere Gefilde ziehen können. Reiher, Fischadler, Graugänse, Biber Ottern und Rotwild hatten hier das Sagen, und der Mensch ließ sie gewähren.
Von dieser Erkenntnis blitzartig getroffen, wusste Peter, dass er auf einem neuen, einem richtigen Weg war, der seine Seele wieder gesunden lassen würde. Er kostete jede Minute an diesem überwältigenden Fleckchen Erde aus und saugte den Anblick dieses Fleckchens Erde auf wie ein ausgetrockneter Schwamm.
300 Wörter
© Text und Fotos (2017)G. Bessen
Da findet einer auf dem Weg durch die Landschaft zu sich selber zurück: Das ist gut!
Schönen Dank für die Geschichte und lieben Gruss,
Brigitte
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Die Natur ist oft die beste Medizin.
Einen lieben Gruß aus einem Spätsommertag. Wir sollen knapp 20 Grad bekommen, da muss man einfach raus …
Liebe Grüße
Anna-Lena
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Sooo viele Kraniche! Ich will da auch mal hin, ich habe das schon lange auf dem Zettel.
(Technische Anmerkung: Fehlt der Etüden-Link oder geht er nicht?)
Guten Morgen und liebe Grüße
Christiane
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Er fehlte, ich habe ihn aber gerade gesetzt.
Ja, es ist ein wahres Schauspiel, ich habe es im vergangenen Jahr erlebt – unglaublich und unvergesslich.
Nun fliegen sie langsam in Richtung Süden, ein paar Schwärmen habe ich bei uns schon hinterher gewunken …
Einen guten Tag auch für dich, wir bekommen knapp 20 Grad und das mitten in der Winterzeit.
Herzlich,
Anna-Lena
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Eine wirkliche stimmige Geschichte mit fabelhaften Bildern!
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Danke, lieber Arno, dein Lob freut mich sehr.
Herzlich,
Anna-Lena
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Du machst mir eine große Freude, liebe Anna-Lena, denn dieser Weg lässt mich gar nicht mehr los. Ich beginne mit dem Training und nächstes Jahr soll es dann so sein, dass ich diesen Weg gehen werde, möglichst im Frühsommer oder September/Oktober … danke für die tollen Bilder, wie ich die Kraniche und Wildgänse vermisse!!!
Herzensgrüße an dich, Ulli
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Dein Beitrag hat mich inspiriert, liebe Ulli. Und da ich dieses Naturschauspiel in Linum jedem dringend empfehlen möchte, entstand letztlich diese Geschichte.
Danke für dein Zutun. Ich wünsche dir, dass du deine Vorhaben gut umsetzen wirst.
Von Herzen zurück,
Anna-Lena
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Schau mal hier, da geht dir sicher das Herz auf!
https://vogelknipser.wordpress.com/2018/10/31/kraniche-ueber-gross-schwerin/
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Oh danke!!! Eine zauberhafte Seite und sooo viele Kraniche, ja, liebe Anna-Lena, nu is mein Herz janz weit offen 🙂
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Das freut mich sehr, liebe Ulli ❤
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Gänse und Kraniche seien mit ihm dem Peter.
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Ja, wir wünschen es ihm, lieber Tom!
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Sehr schöne Geschichte und für mich besonders der Bezug zu den Kranichen: denn ich wohne hier in der Wetterau (Dreieck Giessen/Hanau/Friedberg) und hier ist Überflug- und Rastgebiet für die Kraniche, die aus Deinem Gebiet kommen und dann Richtung Süd-West weiterfliegen. Immer wieder ein ergreifendes Naturschauspiel!
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Ich teile deine Begeisterung, lieber Werner und sende dir mit dem nächsten Zug von Kranichen aus meiner in deine Gegend ganz liebe Grüße mit 🙂 .
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Damit musst Du bei mir bis zum Frühjahr warten, wenn Sie zurück kommen!
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Das mache ich gern, Vorfreude ist auch eine schöne Freude 🙂 .
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Wieder mal eine gute Geschichte, liebe Anna-Lena!
Wenn einem auf dem Weg schon so früh eine Erkenntnis streift, dann war es höchste Zeit, dann lebte man total gegen sein eigenes Naturell!
Manchmal braucht der Mensch seine echten natürlichen Auszeiten und hat er die nie, und so sieht es ja eigentlich bei ihm aus, dann schreit die Seele danach..
Er hat sie gehört, .zwar mit fachmännischer Hilfe, aber er nahm sie an und nun profitiert er davon, immer mehr und am Ziel angekommen, wird er sich wundern, daß er es nicht schon lange erkannt hatte, das Leben, das für ihn so viel besser war.
Ganz herzlich, Bruni
PS Post aus Schwerin habe ich vor kurzem erst erhalten *g* und sie verblüffte mich sehr…
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Ich kenne ja solche Warnschüsse auch, liebe Bruni und so mache ich das immer gern zum Thema, um andere zu warnen. Mir haben damals auch Bewegung an der frischen Luft, Ruhe, lange Spaziergänge und das Eintauchen in die Natur (es war ein eisiger Winter mit bis zu -14 Grad) sehr geholfen. Und als ich wieder gesund und arbeitsfähig war, erschien mein erstes Buch …
Schwerin? Habe ich da was verpasst?
Liebe Grüße
Anna-Lena
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ich schreibs Dir gleich! 🙂
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Lieben Dank ❤ .
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Da lag ich ja gar nicht so falsch 😉
Wunderschöne Bilder zeigst Du, die diesen Beitrag untermalen, mir gefallen ganz besonders die Fotos mit leichtem Nebel – traumhaft schön.
LG Susanne
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