Aus drei Wörtern in 10 Sätzen
eine Kurzgeschichte schreiben,
das ist die Herausforderung.
Die Wörter stammen von Christiane selbst und Ludwig hat wie immer illustriert.
Vergangenheit
„Zwei Hackepeterbrötchen und einen großen Pott Kaffee, bitte.“
Als sie die Stimme hörte, zuckte sie kurz zusammen und blickte in die graugrünen Augen vor sich auf der anderen Seite des Tresens.
Sie erkannte die Stimme sofort, doch der Rest dieses Menschen, der vor ihr stand und sich teilnahmslos die Auslagen betrachtete, schien ihr vollkommen fremd.
Wie lange war das her, vierzig oder fünfzig Jahre?
Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich in einer Arbeitsgruppe mit ihm, schon damals ganz Grün, ganz Öko und gegen den Rest der Welt, die die Umwelt nach Strich und Faden ausbeutete.
Was hatten sie für gut durchdachte und für die damalige Zeit exzellente Pläne und Ziele gehabt und was war aus all dem geworden?
Er trug die orangefarbene Arbeitskleidung der Müllabfuhr, schob die Bürde seines dicken Bauches vor sich her und strich sich die speckigen Haare aus der Stirn.
Sollte sie ihn ansprechen, sich ihm zu erkennen geben, denn offenbar erkannte er sie auch nicht.
‚Nein’, beschloss sie innerlich, das hätte keinen Sinn, denn der Reiz des damals so gut aussehenden Mannes mit seinen brillanten Ideen und seiner ansteckenden Fröhlichkeit war einem biederen, älteren wohlbeleibten Mann gewichen, nachdem sich heute keine Frau mehr umsehen würde.
Auch sie hatte dem Zahn der Zeit nicht entgehen können, bediente ihn professionell freundlich, kassierte ab und wandte sich dem nächsten Kunden zu, innerlich ein weiteres Kapitel ihres Lebens abschließend.
Wie passend, dein letzter Satz! Was war, was ist, Strich drunter, gut ist. Und manchmal noch ein achselzuckendes „Schade“ hinterher. So kanns gehen.
Liebe Grüße
Christiane
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So ist das Leben, man muss nicht immer kalten Kaffee aufwärmen wollen oder an dem festhalten, was nicht mehr wichtig ist.
Einen lieben Abendgruß zu dir 🙂 .
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Solche Dinge geschehen. Das Leben verändert alles uind nichts ist daran zu ändern. Ein weiterer Traum aus der Vergangenheit zerplatzte und ihr bleibt die Realität, in der sie sich eingerichtet hat.
Wieder toll geschrieben, liebe Anna-Lena
Herzlichst am Sonntsgmittag
Bruni an Dich
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Ich glaube, es ist gut, sich immer mehr an die Gegenwart zu halten und sich ‚ in der Realität einzurichten‘, was du sehr schön formuliert hast, liebe Bruni.
Hab einen feinen Sonntag für dich,
Anna-Lena
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klar, anders geht es ja nicht, auch wenn es manchmal etwas schwer fällt…
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Ja, das sehe ich auch so 🙂 .
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So ähnlich erging es mir auch, als ich vor etwa zwei Wochen unvermutet in der Residenz einer ehemaligen Vorgesetzten aus meiner Zeit an der Oper über den Weg gelaufen bin. Sie hat mich nicht erkannt, und nach einigem Hadern, ob ich sie ansprechen sollte, habe ich mich dann doch dagegen entschieden. 😉
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Wer weiß, wozu das gut war. Ich denke, du hast dich richtig entschieden 🙂 .
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