Die Wörter der heutigen abc.etüde stammen von Frau Myriade vom Blog la parole a été donnée à l´homme pour cacher sa pensée und lauten:
Flussbett
langwierig
klöppeln
abc.etüde 48.17
Vorfreude in Siebenbrunn
Eine zarte Puderzuckerdecke hatte sich über das Vogtland gelegt und das Novembergrau bekam dadurch einen freundlicheren Anstrich.
Grete schob ihre Brille ein wenig höher und begutachtete ihren ersten fertiggestellten Christbaumschmuck für den diesjährigen Weihnachtsmarkt.
Sterne, Engel und Weihnachtsmänner blickten ihr zart und fein entgegen und diese filigrane Arbeit erfüllte sie mit Stolz, aber gleichzeitig mit Sorge, denn das Alter war ihr in die Hände gekrochen und von Jahr zu Jahr wurde es mit ihrer Gelenkarthrose mühsamer für sie zu klöppeln.
Die Frauen ihres Ortes hatten sich vor einigen Jahren zusammengeschlossen und sich vorgenommen, diese traditionelle Handarbeit ihrer Heimat aufrechtzuerhalten und an die Jüngeren weiterzugeben.
Der Prozess der Überzeugung war langwierig, ohne Frage, denn Handarbeit schien generell immer mehr aus der Mode zu kommen.
Warum sich abmühen, wenn Textilien woanders hergestellt und in unseren Geschäften zu Schleuderpreisen wieder verkauft wurden, ohne zu hinterfragen, wie sie in den jeweiligen Ländern und unter welchen sozialen Bedingungen entstanden?
Das war im Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler der hiesigen Schullandschaft noch nicht so angekommen, bis Frau Petermann aus Chemnitz als neue Direktorin des Schiller-Gymnasiums erreichte, Handarbeit und speziell das Klöppeln als Wahlfach einzurichten.
In ihrer mitreißenden und freundlichen Art schaffte sie es, zwei Kurse bis an die Obergrenze zu füllen und im Ort Siebenbrunn war wahrhaftig das Klöppelfieber bei Jung und Alt ausgebrochen, sodass die Alten zufrieden, die Jungen mit Feuereifer dabei waren und nur so gelang es , das Miteinander im Ort wieder in gute und gemeinschaftliche Bahnen zu lenken.
Der Weihnachtsmarkt war gut organisiert, die Werbung lief in vollen Zügen und Siebenbrunn erwartete ein gutes Geschäft, dessen Erlös der Infrastruktur des Ortes zugutekommen sollte. Nur die Weiße Elster bewahrte die Ruhe und schlängelte sich, gespannt auf das, was kommen würde, durch ihr breites Flussbett.
© G. Bessen
Geschickt und geschmeidig hast du die Vorgabewörter in die hübsche Geschichte eingebettet, Anna-Lena.
Da liest man gerne mit.
Herzlichen Montagmorgengruss,
Brigitte
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Das freut mich sehr, liebe Brigitte 🙂 .
Hab eine schöne Novemberausklangswoche und sei gegrüßt,
Anna-Lena
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Ich wünschte mir, das wäre Wahrheit und keine Fiktion …
Liebe Grüße
Christiane
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Das wäre auch mein Wunsch, liebe Christiane. Vieles, was wir noch als Tradition erleben, geht oft den Bach runter. Aber wir können mithelfen, darauf hinzuweisen und festzuhalten…
Immerhin 🙂 .
Auch dir liebe Grüße in den Montag,
Anna-Lena
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Wundervoll gelöst, diese schwierige Worteaufgabe, liebe Anna-Lena und in einen Kontext gebracht, der mir sehr gefällt.
Sag mal, gibt es wirklich einen Fluß, der einen so tollen Namen hat? Weiße Elster… Ich bin geradezu entzückt
Schmunzelgrüße von ‚Bruni an Dich
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Ja, liebe Bruni, den gibt es ebenso wie den Ort dieses Namens im Vogtland, doch der Rest ist reine Fantasie 🙂
Guckst du: https://de.wikipedia.org/wiki/Wei%C3%9Fe_Elster
Herzlichst,
Anna-Lena
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toll!
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Als ich am Anfang die Worte „klöppeln“ und „Flussbett“ las, da dachte ich, wie soll man den diese beiden unterschiedlichen Wörter in einem Text kombinieren?????
Kein Problem für Dich, Du hast es wieder super gemeistert. Interssieren würde mich da allerdings, ob da irgenwelche Erlebnisse aus Deinem ehemaligen Berufsalltag mit eingeflossen sind 😉
LG Susanne
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Nein, absolut nicht, liebe Susanne. Ich bin jemand, der gern Traditionen bewahrt, aber handarbeitsmäßig – im Gegensatz zu dir und deinen Nähkünsten – eine glatte Niete
.
Liebe Grüße zu dir 🙂 .
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