Die Wörter für die Textwoche 42.17 für die abc.etüden stammen von Gerda Kazakou, Malerin und Schreiberin (gerdakazakou.com), die im schönen Griechenland lebt, und lauten:
verdammt
Zweibrücken
grenzenlos
Zoff in Windelbach
Die Bewohner von Windelbach trauten ihren Ohren nicht, als der Bürgermeister das Mikrofon ergriff und verkündete, dass die 2000-Seelen-Gemeinde bald Zweibrücken heißen würde.
„Verdammt noch einmal, Bürgermeister, was ist das denn für ein Schwachsinn!?“, fragte der Pfarrer der Gemeinde und wischte sich den Schweiß von der Stirn, denn die Stimmung im Festzelt war recht aufgeheizt und der goldene Oktobertag mit weit über zwanzig Grad tat sein Übriges.
„Das ist wohl ein Scherz zum Oktoberfest“, rief der Schuldirektor dem Pfarrer zu und hob mit einer vertraulichen Geste den Bierkrug, um dem Herrn Pfarrer zuzuprosten.
„Das ist ganz und gar kein Oktoberfestscherz“, bestärkte der Bürgermeister mit einer scheinbar grenzenlosen Ruhe und einer Geduld wie ein Schaukelpferd, und blickte dabei fest in die Runde der Anwesenden.
Die Bewohner von Windelbach schauten sich an, flüsterten einander etwas zu und es schien, als fingen sie an, die Bürgermeisterworte ernst zu nehmen.
„Und was soll dieser verdammte Quatsch? Seit den ersten Anfängen dieses Ortes vor gut dreihundert Jahren heißt er Windelbach und unsere Vorfahren haben sich damit einen Namen gemacht.
Schließlich leben wir hier von der Tradition unserer Vorfahren, denn unser Wein heißt „Der Windelbacher“ und nicht der „Zweibrückener“, und so wahr, wie ich Erwin Walter heiße, bleibt das auch so.“
Doch der Bürgermeister ließ sich nicht beirren und erklärte geduldig, dass mit der zweiten, eben erst eingeweihten Brücke über die Mosel der Anfang zu einem neuen Zeitalter, dem Wellnesszeitalter in Windelbach, bald Zweibrücken, beginnen würde und das würde er forcieren, solange er im Amt sei. Und innerlich schmunzelte er grenzenlos, denn mit seinen finanzkräftigen Gönnern würde er noch sehr lange im Amt bleiben.
© G. Bessen
Ja, das liebe Geld und Macht….
Eine starke Geschichte.
Schönen Wochenanfang wünsche ich Dir. 😊
LikenGefällt 1 Person
Das ist in der Politik nichts Neues, oder?
Auch dir einen sonnigen Wochenstart.
Lieben Gruß zu dir 🙂 .
LikenGefällt 1 Person
*schmunzel*
LikenGefällt 2 Personen
Na, wenn das mal nicht den Bach runter bzw in die Windeln geht! Mächtige Gönner hin und her, Tradition ist nicht unterzukriegen. (It’s tradition!)
LikenGefällt 1 Person
Das kann eine spannende Sache werden 😆 !Manchmal ist es wichtig, für die Traditionen zu kämpfen und nicht immer alles Neue unreflektiert zu übernehmen 🙂 .
LikenLiken
Ich glaube, das geht öfter so. Wobei, Windelbach ist nur auch nur bedingt ein Name, den ich wählen würde, aber darum geht es ja nicht.
Übrigens: 11 Sätze (*grrrrr*). Einmal Sack und Asche, bitte 😉
Liebe Grüße
Christiane
LikenGefällt 1 Person
Sack und Asche, ganz sicher. War keine Absicht *schmoll* . Denk dir einen Satz weg, okay?
Trotzdem sonnige Grüße zu dir,
Anna-Lena
LikenGefällt 1 Person
Nun sind es 10 Sätze 🙂 !
LikenGefällt 1 Person
Danke! 😀
LikenGefällt 1 Person
Wobei in Windelbach … möchte ich ja auch nicht wohnen.
Vor allem nicht, wenn man da eben nicht mehr wohnt und wie das im Leben so läuft, stänidg gefragt wird, wo man her ist.
Ich bin für Zweibrücken! 🙂
LikenGefällt 1 Person
😆 Bei Windel-Bach springt wohl dein Kopfkino an?
LikenGefällt 1 Person
Ja, da denke ich sofort an meine Mutterrolle! 😀
LikenGefällt 1 Person
Dachte ich mir
!
LikenGefällt 1 Person
*lach*, wenn die Zweibrückener Deinen feinen Text lesen würden, wäre das Wundern groß, liebe Anna-Lena.
Nun hatten sie erst diesen krassen Schwund in der Einwohnerzahl und dann fließt auch noch plötzlich die Mosel hier 🙂
Windelbach, ach, ist das schön, wie bist Du denn auf DIESEN Namen gekommen?
Undf was so ein Bürgermeisterlein sagt, das wird auch gemacht, das wär doch gelacht *grins*
Schmunzelgrüße von Bruni an Dich
LikenGefällt 1 Person
Ja, das ist die literarische Freiheit, liebe Bruni. Ich wusste gar nicht, dass es Zweibrücken überhaupt gibt und Windelbach ist eine plötzliche Eingabe, mehr nicht… 😆
Herzliche Grüße an dich,
Anna-Lena
LikenGefällt 1 Person
Eine fiktive Geschichte aus einem Städtchen, das real 40 km von meiner Heimatstadt entfernt liegt und mir schon immer Begriff ist.
Die erste Zugfahrt meines Lebens mit meinen Eltern – über die Grenze – hinein ins deutsche Land *lach* und dort in die erste Buchhandlung, um mein Weihnachtsgeschenk zu kaufen *lächel*
Eine gute Geschichte hast Du mal wieder gezaubert, liebe Anna-Lena
Herzliche Grüße von Bruni an Dich
LikenGefällt 1 Person
Hi, hi, eine witzige Geschichte, Anna-Lena, und so voll aus dem Leben gegriffen.
Geduld „wie ein Schaukelpferd“ möchte ich auch haben… 😉
Frohen Gruss in den Tag,
Brigitte
LikenGefällt 1 Person
Wenn es dich tröstet, liebe Brigitte, Geduld ist auch nicht mein zweiter Vorname 😆 .
Herzliche Grüße aus dem sonnigen Oktober,
Anna-Lena
LikenLiken
Gut geschrieben und wieder einmal staune ich, in wie vielfältig Deine Geschichten immer sind.
LG Susanne
LikenGefällt 1 Person
Es liegt an den Wörtern und oft verselbständigt sich ein Gedanke und entwickelt ein Eigenleben.
Danke fürs Lesen und deine zahlreichen, so netten Kommentare.
Sei herzlich gegrüßt,
Anna-Lena
LikenLiken