abc.etüden (6.1)

2017-02-18-04-47-11-1Das Sonntagsprojekt von Textstaub

3 vorgegebene Wörter, daraus eine Kurzgeschichte mit  maximal 10 Sätzen schreiben

abc.etüden(6.1)/ Die Bibliothek

aktuelle Wörter vom Sonntag: Bücher, Geduld, Schokolade von Margot M.

Die Bibliothek

Da hatten sich die Alten ja was ganz Feines ausgedacht, nur weil er mal eine unerlaubte Spritztour mit der Familienkutsche unternommen und eine Beule in den Kotflügel gefahren hatte.

Was interessierte ihn die Bibliothek seines alten Herrn mit den unzähligen verstaubten Büchern, die er nun entstauben und neu ordnen sollte?! Er war ein Junge seiner Generation, der Bücher langweilig fand und lieber mit seinen Freunden abhängen wollte. Was interessierten ihn die Tagebücher von Franz Kafka oder Goethes Faust?

Beim Durchblättern stellte er sehr schnell fest, dass ihm die Sprache des Herrn Geheimrat Goethe überhaupt nicht lag, ja, nicht einmal für ihn verständlich war und er fragte sich, wie Leute so etwas überhaupt lesen konnten.

Dazu fehlten ihm die elterlichen  Gene, die Lust auf Lesen generell , das Interesse an Literatur  und vor allem die Geduld.

Sein whatsapp messenger piepte und er las eine Frage seiner Clique: ‚Können wir heute noch mit dir rechnen?’

‚Sorry, hab heute keinen Bock. Ich muss mich für meinen Leistungskurs Deutsch vorbereiten, ich schreibe Mittwoch Klausur.’

Das hörte sich doch weit besser an, als den Stubenarrest und die Strafarbeit, die Bibliothek des Vaters aufzuräumen, einzugestehen.

Zufrieden steckte er sich ein Stück Schokolade in den Mund, setzte sich an den Schreibtisch seines Vaters und schlug Kafkas Tagebücher Bd.1 von 1909-1912 auf…

16 Kommentare

  1. Liebe Anna-Lena, einst dachte ich auch, dass meine Kinder nicht selbständig lesen würden, sie genossen es sehr, wenn ich ihnen vorlas und so manches Buch, das ich ihnen schenkte blieb erst einmal ungelesen, wie sich das gewandelt hat. Wie oft nun schon mein Sohn vor meiner Büchersammlung stand und sich das eine und andere mit zu sich nach Hause nahm, um es dann hinterher mit mir zu besprechen und die Tochter ebenfalls, nur spricht sie nicht so viel 😉
    eine feine Geschichte!!!
    herzliche Grüsse
    Ulli

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