Sie waren das, was man als eingeschworenes Damenkränzchen bezeichnen konnte, fünf gestandene Damen im fortgeschrittenen Rentenalter, die jedoch viel mehr als nur ein Kaffeekränzchen miteinander verband.
„Was wollen wir am Sonntag unternehmen?“, fragte Herta unvermittelt in die Runde, deren Stille nur durch das Klappern von Margaretes Stricknadeln und dem gelegentlichen Zwitschern einer Amsel unterbrochen wurde.
Klara blickte von ihrem Buch auf.
„Müssen wir am Sonntag immer etwas unternehmen?“. Sie hatte gerade einen neuen Krimi begonnen und konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als den Sonntag mit diesem fesselnden Buch zu verbringen.
„Nein, das müssen wir nicht“, antwortete Herta leicht pikiert. „Aber heute ist Donnerstag und ich würde Marilu morgen gern sagen, ob und was sie einkaufen soll.“
Marilu, mit eigentlichem Namen Marie-Luise, war seit fünfzehn Jahren die Haushälterin in der Villa am See, in der die fünf Damen seit mehreren Jahren in einer Alters-WG zusammenlebten.
Sie hatten ihre Schulzeit in den ersten Jahren gemeinsam verbracht und waren damals schon als das „Quintett“ in die Geschichte der Volksschule eingegangen. Die Wirren der Kriegs- und Nachkriegsjahre jedoch verstreuten sie in alle Winde.
Kurz vor seiner Pensionierung gelang es einem Lehrer der einstigen Volksschule, viele der ehemaligen Zöglinge zu einem Schuljubiläum einzuladen, und die fünf Unzertrennlichen fanden sich wieder, mittlerweile in der Blüte ihrer Jahre angelangt.
Herta hatte einen Ministerialdirektor geheiratet und repräsentierte an seiner Seite. Ihren Beruf als gelernte Köchin hing sie schnell an den Nagel. Das passte nicht mehr zu einer Frau der besseren Gesellschaftsschicht. Allerdings hielt sie bei jeder Hauswirtschafterin, und das tat sie mit einer hingebungsvollen Leidenschaft bis heute, das Küchenzepter in der Hand und warf einen prüfenden Blick in jeden Kochtopf. Der Herr Ministerialdirektor verblich plötzlich und unerwartet an einem Herzinfarkt und Herta hatte mit ihrer vornehmen Villa und einem satten Pölsterchen auf der Bank bis zu ihrem Ende ausgesorgt.
Margarete, schon in der Volksschule ein fleißiges Kind, ergriff den Lehrerberuf und unterrichtete Mathematik und Sport. Ihrem logischen Denkvermögen verdankte sie es, ihrem Angetrauten und seiner Vorliebe für blutjunge Mädchen schnell auf die Schliche zu kommen und setzte ihn nach seiner dritten und heftigen Affäre ohne zu zögern an die Luft. Sie versuchte ihr Glück ein paar Jahre später mit einer Frau, aber auch Frauen gehen mit Frauen fremd und nach dieser leidvollen Erfahrung, legte sie das Thema Liebe für sich ad acta.
Ihre Sehnsucht kompensierte sie mit Sport, so dass sie auch im Alter von dreiundsiebzig eine durchaus vorzeigbare Figur besaß und bewundernde Blicke männlicher Zeitgenossen erntete. Ihrer Initiative verdankten es die anderen, Herta als Hausbesitzerin davon zu überzeugen, dass die Villa am See eine kleine Sauna und einen Fitnessraum benötigte und auch erhielt. Margarete brachte die Damen drei Mal in der Woche in Schwung und ins Schwitzen.
Das Ressort Finanzen lag auch fest in Margaretes Hand.
Elfriede, schon als Kind ein graues Mäuschen, das sich gern in die Natur zurückzog, hatte ihre Naturverbundenheit zum Beruf gemacht und eine Ausbildung zur Floristin absolviert. Auch heute noch gehörte ihre Liebe den Pflanzen, und man fand sie im Sommer tagaus, tagein zwischen Blumen- und Gemüsebeeten, im Kräutergarten oder im Gewächshaus.
Ihre erste und einzige Liebe, Paul, ein hübscher blonder Mann, hatte den Krieg nicht überlebt. Noch heute lag ein trauriger Zug um Elfriedes Mundwinkel, der ihrem zarten, aber immer gebräunten Gesicht, einen Hauch von Melancholie gab.
Klara war schon immer eine Leseratte und blieb es bis heute. Der kleine Buchladen ihrer Eltern hatte den Krieg unbeschadet überstanden und Klara führte ihn nach deren Tod weiter. Vor lauter Lesen vergaß sie des öfteren den Ehemann Nummer eins, der sich kurzerhand eine lebendigere Partnerin suchte und der folgende Lebensabschnittsgefährte seinerseits fühlte sich auch bald wie ein altes Buch, verblichen, verlassen und mit einer grauen Staubschicht überzogen. Klara blieben ihre Bücher und das war ihr Lebensinhalt genug. Als das Rheuma sie nicht mehr aus den Klauen ließ, verkaufte sie den Laden. Noch heute besuchte sie regelmäßig Altenheime und Krankenhäuser, um anderen vorzulesen und sie in die Welt der Literatur und Fantasie zu entführen.
Annemarie konnte zwar nicht mit der makellosen Figur von Margarete aufwarten, aber sie verstand es, als gelernte Frisörin, die Damen des Hauses mit den neusten Trendfrisuren bei Laune zu halten. Elfriede stand zu ihrem ergrauten Haar und hätte nie einen Hauch von Farbe an ihre Kopfhaut gelassen, doch bei den anderen stand ein graues Haar für Alter und Verfall.
Annemarie hatte gut zu tun, denn zu einem attraktiven Kopfschmuck gehörten sorgsam manikürte und pedikürte lackierte Nägel.
„Mir fällt gerade ein, ich habe am Sonntag einen Lesenachmittag auf der Kinderstation im Krankenhaus. Hatte ich das nicht gesagt?“ . Klara blickte kurz in die Runde und wandte sich wieder ihrem Buch zu. Wenn sie gegen drei zum Krankenhaus aufbrach, hatte sie wenigstens noch einen guten halben Tag für sich und konnte ungestört lesen.
„Ich habe meiner Schwester versprochen, Sonntag mit ihr zu ihrer Enkeltochter zu fahren. Leonie wird am Sonntag vierzehn“, wandte Annemarie ein.
“ Ich wollte zu Maria fahren und ihr die Weste anpassen,“ murmelte Margarete . „Nachher passt sie nicht und ich muss wieder auftrennen und neu stricken.“
Herta blickte etwas missmutig in die Runde. Sie hatte es gern, wenn die fünf Damen am Sonntag gemeinsam etwas unternahmen, denn wie alle Rentnerinnen, hatten auch sie in der Woche kaum Zeit und, wie sie fand, zu wenig Zeit füreinander.
Elfriede nestelte an den Blumentöpfen auf der Fensterbank herum und schwieg. Das war bei ihr nicht ungewöhnlich, deshalb verwunderte es auch keine, dass Elfriede sich nicht geäußert hatte. Jede glaubte, sie würde sich in ihr Gewächshaus zurückziehen. Der Frühling stand vor der Tür und sie hatte alle Hände voll zu tun.
„Nun, wenn ihr alle etwas Besseres vorhabt, werde ich von Marilu einen Käsekuchen backen lassen und den Bürgermeister und seine Frau einladen,“ schloss Herta das Thema und blickte etwas selbstzufrieden in die Runde. „Vielleicht verrät er mir, was es mit den Gerüchten um den Bau eines neuen Seniorenheimes am Ende der Straße auf sich hat.“
Das ist eine nette Geschichte,deren weitere Folgen mich interessieren, ich schaue wieder rein 😉
Haben Dich die Namen auf den Straßenschildern dazu inspiriert?
Liebe Grüße von:
Beate
ich muß später in Ruhe lesen. Im Moment ging es mir nur darum zu sehen, ob die Kommentarfunktion i.O. ist. Seltsam , heute früh klappt es. Na, das ist doch schon mal was…
Alles Liebe zu Dir
Die nächsten vier Folgen kommen jeweils im Abstand von drei Tagen. Am Sonntag geht es weiter. Wundert euch nicht, wenn ich eure Kommentare nicht gleich freischalte, ich bin mal zwischendurch ein paar Tage weg.
sie klingt total interessant, diese erste Folge der Damen und ich bin sehr gespannt, wie sie weitergeht. Was hältst Du denn da in petto, liebe Anna-Lena?
Wie kommt es, daß ich nirgendwo bei wordpress kommentieren kann zur Zeit, aber hier geht es… Was ist hier anders?
Grübelnder Gruß von Bruni
ich habe keinen blassen Schimmer, was da los ist und kann dir auch keinen Tipp geben 😦 .
Die Geschichte ist etwas länger geworden, daher habe ich sie in fünf Teile aufgeteilt. Sonntag abend geht es weiter….
Jetzt machst Du mich aber neugierig. Was hat es wohl mit Elfriede auf sich, die sich nicht äußert. Gut, dass es heute schon weiter geht – ich freue mich darauf!!!!
Der einzige Unterschied: Du bist durch deine Fledermäuse abgelenkt, Anna-Lena verreist. – Ich habe auch gleich zwei Teile auf einmal zum Lesen, da ist die Spannung ein wenig halbiert, denn den Rest lese ich dann nach dem Urlaub.
Nun hab ich mir den ersten Teil durchgelesen und kann mir die Damen so richtig leibhaftig vorstellen ;)..und bin schon riesig gespannt, wie es weitergeht mit ihnen, und besonders mit der „grauen Maus“, die mir doch gleich sehr sympathisch ist 🙂 wie gut, dass der zweite Teil schon online ist ..dann les ich gleich mal weiter 😉
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Liest sich gut bin gespannt auf die nächsten Seiten.
Schönen Donnerstag Abend. 🙂
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Der Abend ist fast vorbei, ich wünsche dir daher eine gute Nacht 😉
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Hoffentlich folgt die Fortsetzung bald, Ich will wissen wie es weitergeht.
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Alle drei Tage kommt eine neue Folge, ich habe sie vorgebloggt 🙂
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Bin gespannt, wie es weitergeht!
Herzliche Grüße
Regina
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Das ist eine nette Geschichte,deren weitere Folgen mich interessieren, ich schaue wieder rein 😉
Haben Dich die Namen auf den Straßenschildern dazu inspiriert?
Liebe Grüße von:
Beate
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Ja, erst kamen die Schilder, dann die Geschichte 😆 und dann fand ich kein Ende und sie ist etwas länger geworden 😉 …
Liebe Grüße
Anna-Lena
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ich muß später in Ruhe lesen. Im Moment ging es mir nur darum zu sehen, ob die Kommentarfunktion i.O. ist. Seltsam , heute früh klappt es. Na, das ist doch schon mal was…
Alles Liebe zu Dir
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die Geschichte dieser Damen interessiert mich, bin gespannt, wie es weiter geht, KLaus
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@all:
Die nächsten vier Folgen kommen jeweils im Abstand von drei Tagen. Am Sonntag geht es weiter. Wundert euch nicht, wenn ich eure Kommentare nicht gleich freischalte, ich bin mal zwischendurch ein paar Tage weg.
Mit lieben Grüßen
Anna-Lena
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sie klingt total interessant, diese erste Folge der Damen und ich bin sehr gespannt, wie sie weitergeht. Was hältst Du denn da in petto, liebe Anna-Lena?
Wie kommt es, daß ich nirgendwo bei wordpress kommentieren kann zur Zeit, aber hier geht es… Was ist hier anders?
Grübelnder Gruß von Bruni
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Liebe Bruni,
ich habe keinen blassen Schimmer, was da los ist und kann dir auch keinen Tipp geben 😦 .
Die Geschichte ist etwas länger geworden, daher habe ich sie in fünf Teile aufgeteilt. Sonntag abend geht es weiter….
Liebe Grüße zu dir 😉
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Hey, da ist ja richtig Potential drin, in der Gruppe.
Ich freu mich auf die Fortsetzungen.
Solche Gemeinschaften sind leider sehr selten.
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…aber vielleicht ein Anreiz für einen selbst?
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Auch da hab ich schon dran gedacht.
Nur die richtigen finden, dürfte schwer werden….
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Noch haben wir ja Zeit zu suchen… 😉
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Das ist ja eine schöne Damenrunde, liebe Anna-Lena. 🙂
Liest sich gut. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
Liebe Grüße,
Martina
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wollte mich nur melden einen schönen Sonntag wünschen und schreiben, dass ich auf die Fortsetzung warte, KLaus
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Den wünsche ich dir auch, lieber Klaus. Heute Nachmittag geht es weiter…
LG Anna-Lena
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Ok, wird morgen geschaut
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Jetzt machst Du mich aber neugierig. Was hat es wohl mit Elfriede auf sich, die sich nicht äußert. Gut, dass es heute schon weiter geht – ich freue mich darauf!!!!
LG Susanne
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Man gut, dass der zweite Teil schon online ist. Sonst würde ich in dieser Sekunde gepflegt durchdrehen! ;o) Ich flitze dann mal weiter, nöch?!
Übrigens: Dein Vermerk, dass Du nicht zum rekommentieren kommst … wer, wenn nicht ich hätte dafür sehr großes Verständnis?! Keine Hektik; klar?
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😉 Alles klar 😆
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Der einzige Unterschied: Du bist durch deine Fledermäuse abgelenkt, Anna-Lena verreist. – Ich habe auch gleich zwei Teile auf einmal zum Lesen, da ist die Spannung ein wenig halbiert, denn den Rest lese ich dann nach dem Urlaub.
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Guten Morgen, liebe Anna-Lena 🙂
Nun hab ich mir den ersten Teil durchgelesen und kann mir die Damen so richtig leibhaftig vorstellen ;)..und bin schon riesig gespannt, wie es weitergeht mit ihnen, und besonders mit der „grauen Maus“, die mir doch gleich sehr sympathisch ist 🙂 wie gut, dass der zweite Teil schon online ist ..dann les ich gleich mal weiter 😉
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Bin schon gespannt, was da draus wird! YDu 😉
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